Deutsch-französisches "Future-Kampfjet"-Projekt hebt ab

Airbus-Grafik des FCAS
Airbus-Grafik des FCASAirbus
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Das 2017 angestoßene Programm "Zukünftiges Luftkampfsystem" soll bis 2040 einen komplexen Nachfolger für die Eurofighter hervorbringen. Am Mittwoch wird ein erster konkreter Entwicklungsvertrag unterzeichnet.

Das deutsch-französische Kampfflugzeugprojekt "Future Combat Air System" (FCAS, Zukünftiges Luftkampfsystem, Système de combat aérien futur, SCAF) nimmt sachte Fahrt auf: Beide Länder wollen nach Angaben aus informierten Kreisen am Mittwoch einen ersten Vertrag über ein Grunddesign des Systems schließen, der vorerst auf zwei Jahre befristet ist und einen Wert von 65 Millionen Euro hat.

Die bisherigen Projektpartner sind Dassault Aviation and Airbus. Das neue Gerät soll die französischen "Rafale"-Kampfflugzeuge, die Eurofighter "Typhoon" der Deutschen sowie voraussichtlich den Nachfolger der angejahrten Tornado-Jagdbomber, der noch nicht feststeht, in den 2040er-Jahren ablösen. Erste Testflüge könnten 2025 stattfinden.

FCAS wird eine Maschine der sechsten Generation sein. Das Projekt war 2017 von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel angekündigt worden, der Firmenverbund wurde im Vorjahr beschlossen. Ziel ist eine architektonische Gesamtlösung für Luftraumsicherung, Aufklärung, Luftkampf und Luft-Boden-Einsätze. Konkret heißt das, dass es zuzüglich zu Jets auch Drohnen geben soll (die Rede ist von ganzen Schwärmen, die automatisch miteinander interagieren können) sowie eine Vernetzung mit Aufklärungs- und Kommandoflugzeugen, Satelliten und Stäben am Boden.

Konzeptgrafik von Airbus
Konzeptgrafik von AirbusAirbus

In Rede sind auch Tarnkappentechnik, ein Vielseitigkeitstriebwerk (ADVENT), möglicherweise Cyberkriegfähigkeiten und Energiewaffen (etwa Laser).

Nach jüngsten Informationen sollen Safran (Frankreich) und MTU Aero Engines (Deutschland) das neue Triebwerk entwickeln. Die Verteidigungsministerinnen beider Länder, Florence Parly und Ursula von der Leyen, werden der Unterzeichnungszeremonie für dieses Projekt am Firmensitz von Safran in Paris am Mittwoch beiwohnen.

Spanien und Belgien dürften einsteigen

Der Elektronik/Waffenkonzern Thales (F) und der französisch-britisch-deutsch-italienisch-spanische Raketenbauer MDBA sind ebenfalls beteiligt. Grundsätzlich heißt es auch, dass Spanien sich bis Sommer dem FCAS-Projekt anschließen wird. Aus Belgien gab es im Herbst ähnliche Signale. Quellen in der französischen Luftwaffe geben an, dass die Hauptpartner Paris und Berlin für neue Teilnehmer offen seien.

Berichten von Reuters zufolge hat Deutschland vorige Woche ein Hindernis für das neue System, von dem es bisher nur Skizzen gibt, beseitigt: Und zwar, indem das Verteidigungsministerium bei der Auswahl für den Tornado-Nachfolger auf französischen Druck hin die F-35 "Lightning II" der USA ausschied. Paris habe, so heißt es, gewarnt, dass man die F-35 (sie wird erst seit 2015 eingeführt) grundsätzlich als Rivalen für FCAS sehe.

Bleiben die Briten beim "Tempest"?

Großbritannien indes hat sich entschlossen, ein Parallelprodukt unter dem Projektnamen "Tempest" zu entwickeln. Es soll schon ab 2035 fertig sein und die britischen Typhoons ablösen. Aus Militär und Industrie kommen immer wieder Stimmen, die eine Kooperation, wenn nicht gar Fusion von Tempest mit FCAS befürworten, etwa, weil man sich letztlich so auf dem Weltmarkt einfacher tue. Allerdings hat sich im Vorjahr der US-Konzern Boeing vorerst informell als Partner für Tempest angeboten.

Eine Vorstellung von "Tempest"
Eine Vorstellung von "Tempest"Team Tempest

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