Ein Angriff auf einen Kontrollposten auf der Sinaihalbinsel im ägyptisch-israelischen Grenzgebiet kostete 16 ägyptische Soldaten das Leben. Zu dem schweren Terroranschlag bekannte sich zunächst niemand.
Wien/Kairo/Dab/AG. Unbekannte haben auf der Sinaihalbinsel auf einen Kontrollposten an der Grenze zu Israel einen schweren Terroranschlag verübt. Dabei wurden 16 ägyptische Soldaten getötet. Anschließend versuchten die Terroristen mit den erbeuteten Fahrzeugen nach Israel vorzudringen. Bei dem Versuch wurden fünf von ihnen vom israelischen Militär getötet. Nach weiteren Tätern wird derzeit noch gefahndet. Der Grenzübergang zum Gazastreifen wurde auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Zu den Taten bekannte sich zunächst niemand. Während das israelische Militär Beduinen und islamistische Gotteskrieger hinter den Angriffen vermutet, spricht man in Ägypten von einer bisher unbekannten Gruppe aus dem Gazastreifen. Diese soll über einen der zahlreichen illegalen Tunnel, die unter der Gaza-Grenze nach Ägypten verlaufen, eingedrungen sein. Die im Gazastreifen herrschende, radikal-islamische Hamas dementierte jedoch jede Beteiligung und verurteilte die Tat.
„Weckruf für Ägypter“
„Vielleicht ist das ein Weckruf für die Ägypter, die Zügel auf ihrer Seite anzuziehen“, sagte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak. Seit dem Sturz des ägyptischen Langzeitmachthabers Hosni Mubarak im Februar 2011 klagt Israel über zu schwache ägyptische Sicherheitsvorkehrungen auf der entmilitarisierten Sinaihalbinsel. Bereits vor dem jüngsten Terroranschlag war es im ägyptisch-israelischen Grenzgebiet zu blutigen Zwischenfällen gekommen.
Der Vorfall stellt für den ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi eine der ersten diplomatischen Bewährungsproben dar. Seit dem Wahlsieg des Muslimbruders Mursi machen sich in Israel Befürchtungen breit, dass sich die Beziehungen zum Nachbarland verschlechtern könnten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2012)