Von der Krajina-Republik zur Operation "Sturm"

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KrajinaRepublik Operation Sturm(c) AP (Nikola Solic)
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Bei der Offensive sollen 174 kroatische und 560 serbische Soldaten ums Leben gekommen sein. Ein Überblick über die Ereignisse.

Durch die Militär-Operation "Sturm" im August 1995 erhielt die Zagreber Regierung wieder Kontrolle über 18,5 Prozent des kroatischen Territoriums, das sie verloren hatte. Im Feld befehligten die Generäle Ante Gotovina, Ivan Cermak und Mladen Markac die Soldaten. Im Hintergrund zogen der kroatische Präsident Franjo Tudjman und der damalige Verteidigungsminister Gojko Susak die Fäden, die beide mittlerweile verstorben sind.

Gotovina, Cermak und Markac mussten sich März 2008 vor dem UNO-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag wegen Kriegsverbrechen im Zuge und nach der Operation "Sturm" verantworten. Gotovina und Markac wurden im April 2011 schuldig gesprochen und zu 24 bzw. 18 Jahren Haft verurteilt. Cermak dagegen wurde freigesprochen. Am Freitag wurden nun auch Gotovina und Markac in zweiter Instanz überraschend freigesprochen. Es sei nicht erwiesen, dass die Vertreibung von rund 200. 000 Serben durch die beiden wichtigsten Offiziere des damaligen Heeres geplant war, so die Begründung. Die beiden 57 Jahre alten Generäle wurden sofort auf freien Fuß gesetzt.

Im Folgenden eine Chronologie der Ereignisse rund um die Operation "Sturm":

August 1990: Revolution der Serben in der Krajina (ehemalige Militärgrenze); Eisenbahn- und Straßenverbindungen werden blockiert, Waffenlager der Polizei überfallen.

Dezember 1990: Die neue kroatische Verfassung streicht die Serben als staatsbildendes Volk. Die kroatischen Serben erklären ihre Autonomie im "Staat Serbische Krajina".

April 1991: Im Nationalpark Plitvicer Seen kommt es bei bewaffneten Zusammenstößen zu den ersten Toten.

25. Juni 1991: Kroatien erklärt sich zum selbstständigen Staat.

April 1992: Nach einem von UNO-Sonderbotschafter Cyrus Vance vermittelten Waffenstillstand treffen 14.000 UNO-Soldaten zur Friedenssicherung in Kroatien ein. Die Serben halten mittlerweile knapp ein Drittel Kroatiens besetzt.

April 1995: Nach einer begrenzten Offensive der Kroaten und einer Phase der Beruhigung droht Tudjman, einer Verlängerung des Mandats der UNO-Truppen nicht zuzustimmen. Dennoch einigen sich Kroatien und die UNO auf ein neues Mandat: Die Truppe wird auf 8.700 Mann verkleinert.

Mai 1995: Offensive gegen die von Serben gehaltenen Gebiete Westslawoniens. Nach der Militäraktion "Blitz" ("Blijesak") fliehen etwa 20.000 Serben.

22. Juli 1995: Nach territorialen Erfolgen der Kroaten unterzeichnen Tudjman und der bosnische Präsident Alija Izetbegovic in Split ein Abkommen über verstärkte militärische Zusammenarbeit im Kampf gegen die Serben.

4. August: Die von langer Hand mit Militär-Übungen in Bosnien-Herzegowina vorbereitete und von den USA unterstützte Operation "Sturm" beginnt um 04:45 Uhr in der Früh, als kroatische Soldaten die Krajina angreifen.

5. August: Zu Mittag marschieren kroatische Truppen in Knin, der Hauptstadt der Krajina ein. Die Kroaten nehmen in der Folge weitere Städte ein.

7. August: Um 18:00 Uhr verkündet Susak das Ende der Militäraktionen im Rahmen der Operation "Sturm". Etwa 200.000 Serben werden vertrieben oder flüchten in Richtung Bosnien und Serbien. Mehr als 300 serbische Zivilisten werden getötet.

Nach kroatischen Quellen kamen im Zuge der Offensive 127.000 kroatische Soldaten und Polizisten zum Einsatz. 17 Militärjets vom russischen Typ MIG-21 wurden eingesetzt sowie 120 Panzer. Nach Angaben des Zagreber Gesundheitsministerium starben während der vier Tage, 174 kroatische Soldaten, 1430 wurden verwundet. Demzufolge kamen 560 serbische Soldaten ums Leben.

(APA)

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