Algerien verteidigt seine umstrittene Militäraktion. Die Terroristen hätten vorgehabt, alle Geiseln zu töten.
Die Opferbilanz bei dem Geiseldrama auf einem algerischen Gasfeld dürfte sich weiter erhöhen: Wie der algerische Privatsender Ennahar am Sonntag unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, wurden bei der Durchsuchung des Geländes die Leichen von 25 Geiseln gefunden.
Nach der bisherigen Bilanz der algerischen Regierung starben bei Geiselnahme und Befreiung 23 Geiseln. 32 Terroristen seien getötet worden. Mit den nun gefundenen Opfern würde sich die Zahl der Toten auf insgesamt 80 erhöhen. Befreit wurden während des mehrtägigen Geiseldramas 685 algerische Beschäftigte und 107 ausländische Mitarbeiter, darunter auch ein Österreicher ("Die Presse" berichtete).
"Terroristen wollten wahres Massaker anrichten"
Das Geiseldrama ging am Samstag mit der Erstürmung der Gasanlage bei In Amenas im Osten des Landes blutig zu Ende. Algerien verteidigt die umstrittene Militäraktion verteidigt. "Der Einsatz ist die Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten", zitierte die Tageszeitung "El-Khabar" am Sonntag einen Armeesprecher.
Für ihr gewaltsames Vorgehen, das international offenbar nicht im Detail abgestimmt war, erntete Algerien Kritik aus mehreren Ländern, darunter Großbritannien und Japan. Frankreichs Präsident Francois Hollande hat die Befreiungsaktion verteidigt. Es seien noch nicht alle Elemente bekannt, doch bei einem Geiseldrama mit so "kaltblütigen Terroristen", die zum Töten bereit sind, habe Algerien keine andere Wahl gehabt.
Ende der Mali-Intervention gefordert
Islamisten, offenbar mit Verbindungen zur radikal-islamischen al-Qaida, hatten die Anlage mitten in der Wüste Mittwoch früh gestürmt. Sie forderten ein Ende der französischen Militärintervention in Mali. Einen Tag später griff die algerische Armee ein, doch erst am Samstag konnte sie die Geiselnehmer offenbar endgültig überwältigen.
Die Lage rund um das Gasfeld In Amenas blieb aber unübersichtlich. Nach Angaben des staatlichen algerischen Energiekonzerns Sonatrach, der die Anlage gemeinsam mit Statoil und der britischen BP betreibt, hatten die Extremisten auf dem Gelände Sprengfallen verlegt. Soldaten seien dabei, diese zu räumen.
(APA/dpa)