Auch Transnistrien will sich Russland anschließen

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Nach der Krim „bittet“ nun auch die abtrünnige Provinz Transnistrien um ihre Eingliederung in die Russische Föderation.

Chisinau. Nach der Krim-„Annexion“ wächst die Angst vor einem Dominoeffekt in anderen vom Kreml gesteuerten Regionen der Ex-Sowjetrepubliken: Groß ist die Nervosität in der Republik Moldau. Laut russischen Medien hat die abtrünnige Provinz Transnistrien Moskau bereits gebeten, „gesetzliche Möglichkeiten zu schaffen, um in die Russische Föderation eingegliedert zu werden“.

500.000 Menschen leben in Transnistrien, die Mehrheit davon ist russischsprachig. Etwa je ein Drittel sind ethnische Russen, Ukrainer und Moldawier. Transnistrien erklärte bereits 1990 seine Unabhängigkeit, worauf zwei Jahre lang ein blutiger Konflikt mit Moldau folgte. In einem offenbar stark vom Kreml gesteuerten Referendum 2006 – das international nie anerkannt wurde – stimmten 97,1 Prozent für eine Angliederung an Russland.

Das Gebiet ist de facto eine russische Exklave zwischen der Ukraine und Rumänien: Gegen den Willen der Regierung in Chisinau sind in Transnistrien weiterhin 1300 russische Soldaten stationiert, die Regionalregierung wird vom Kreml gesteuert, die wirtschaftliche Unterstützung aus Moskau ist groß.

Während man in Moskau und Transnistriens „Hauptstadt“ Tiraspol die „Beitrittskandidatur“ nicht bestätigen wollte, äußerte sich die moldauische Regierung alarmiert. Präsident Nicolae Timofti sprach von „kontraproduktiven Handlungen“. Unmissverständlich richtete er eine Warnung an Russland: Es wäre ein „großer Fehler“, in Transnistrien wie auf der Krim vorzugehen.

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„Moldau in Gefahr“

Auch in Kiew wächst die Angst. Sollte sich Moskau tatsächlich Transnistrien einverleiben, könnte die Region als Ausgangspunkt für militärische Angriffe auf die südwestliche Ukraine dienen, so die Befürchtung. Von der Grenze sind es nur 40 Kilometer zur strategisch wichtigen Hafenstadt Odessa. Alarmistische Töne kamen indes vom rumänischen Präsidenten Traian Basescu: Moldau befinde sich in „großer Gefahr“, sagte er. Basescu hat sich immer wieder für eine Angliederung Moldaus an Rumänien ausgesprochen.

Doch auch in der EU steigt die Nervosität. Nach Informationen der „Financial Times“ drängen bereits einige EU-Staaten darauf, EU-Handels- und Assoziierungsverträge sowie Visa-Liberalisierungen mit Moldau zu beschleunigen, um das kleine Land vor Russland zu „schützen“.

Vor allem, weil innerhalb Moldaus nicht nur Transnistrien zum neuen Konfliktherd werden könnte: Experten befürchten, dass sich das Krim-Szenario in der kleineren, ebenfalls autonomen Provinz Gagausien wiederholen könnte. Erst im Februar fand ein international nicht anerkanntes Referendum statt: 98,4 Prozent sprachen sich für eine stärkere Annäherung an Russland und gegen ein EU-Assoziierungsabkommen aus. (basta.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2014)

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