Aufstand: Burmas Militär bringt große Städte zum Schweigen

Im Bild: Oppositionsführerin Suu Kyi (r.)
Im Bild: Oppositionsführerin Suu Kyi (r.)(c) AP (David Longstreath)
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Der UN-Gesandte Gambari sah kaum Demonstranten, konnte aber Oppositionsführerin Suu Kyi treffen.

Rangun (ag.). Die militärischen Machthaber in Burma wollten während des Besuchs von UN-Sonderbeauftragten Ibrahim Gambari nichts dem Zufall überlassen. Um die Ruhe nach den Protesten der vergangenen Woche weiter aufrecht zu erhalten, wurden zusätzlich 20.000 Soldaten und Polizisten in der Hauptstadt Rangun eingesetzt.

Die Proteste hielten sich dementsprechend in Grenzen. Einige hundert Personen wagten sich in Rangun auf die Straße, wurden aber sofort von Einsatzkräften mit Schlagstöcken auseinander getrieben. Ein Diplomat sprach später von einer „unheimlichen Stille“ auf den Straßen der Hauptstadt. Das burmesische Militärregime unter Staatschef Than Shwe rühmte sich, Frieden und Stabilität wiederhergestellt zu haben. Auf die Demonstrationen hätte man „mit Umsicht“ reagiert und „so wenig Gewalt wie möglich“ angewandt.

Wie die Bilanz der von den Mönchen angeführten Proteste gegen die Militärjunta tatsächlich aussieht, bleibt weiterhin ein Geheimnis. Das Regime spricht offiziell von zehn toten Demonstranten, die tatsächliche Zahl wird hingegen auf mehr als 200 geschätzt.

Die burmesischen Machthaber waren diesmal gezwungen, auf klandestine Aktionen zu setzen. So wurden Lebensmittellieferungen und der Zugang zum Internet unterbrochen. Am Höhepunkt der Demonstrationen tagte nämlich gerade die UN-Vollversammlung, die der Situation in Burma große Aufmerksamkeit schenkte.

Gefängnisse überfüllt

Die Zahl der Verhaftungen soll bei 1000 liegen. Ausländische Diplomaten berichten, dass die Festgenommenen wegen Überfüllung der Gefängnisse in Universitäten und Schulen festgehalten würden.

Wie viel der UN-Sonderbeauftragte Gambari von dieser Situation zu sehen bekommen wird, ist offen. Gambari durfte gestern, Sonntag, allerdings mit der Galionsfigur der burmesischen Opposition, Aung Sang Suu Kyi, zusammentreffen. Über den Inhalt des mehr als eine Stunde dauernden Gesprächs wurde allerdings nichts bekannt. Davor soll Gambari auch Staatschef Shwe getroffen haben.

China, das bisher als stillschweigender Unterstützer des burmesischen Regimes galt, engagiert sich hinter den Kulissen nun stärker für eine Mäßigung des Konflikts. Ministerpräsident Wen Jiabao sagte dem britischen Premierminister Gordon Brown zu, mit der internationalen Gemeinschaft gemeinsam an einer Entschärfung der Krise in Burma zu arbeiten. Internationale Diplomaten sind einhellig der Meinung, dass China der Schlüssel für die Lösung des Burma-Problems ist.

Gleichzeitig mit Gambari traf auch ein japanischer Gesandter in Rangun ein. Er soll den Tod des japanischen Journalisten Kenji Nagai während der Aufstände untersuchen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2007)

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