USA stärken die israelische Luftverteidigung

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F16(c) EPA (Jim Hollander)
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Washington schickt ein Frühwarn-Radarsystem samt 120 Mann Personal in die Negev-Wüste.

JERUSALEM. Zum ersten Mal in der Geschichte des Judenstaates werden dauerhaft ausländische Soldaten in Israel stationiert. 120 US-Soldaten sind laut einem Bericht des Internet-Wochenmagazins „Defence News“ vergangene Woche im Luftwaffenstützpunkt Nevatim in der Negev-Wüste eingetroffen. Sie sollen dort ein von den USA geliefertes Frühwarnsystem zum Schutz vor iranischen Raketenangriffen installieren und betreuen.

Das leistungsstarke X-Band-Radarsystem schlägt unmittelbar nach Abschuss einer Rakete im Iran Alarm und gibt der israelischen Luftverteidigung so wertvolle Zeit für Abwehrmaßnahmen. Eine iranische Shahab-3-Rakete könne so schon auf der Hälfte des elfminütigen Fluges nach Israel von einer „Arrow“-Rakete abgefangen werden, schreibt die „Jerusalem Post“, und gebe der israelischen Luftwaffe wertvolle Minuten, um den Angriff abzuwehren.

Professor Uri Bialer vom Institut für Internationale Beziehungen an der Hebräischen Universität in Jerusalem sieht die Stationierung der US-Soldaten als Quantensprung in den Beziehungen Israels zu den USA an. Sowohl operativ als auch symbolisch werde damit demonstriert, dass „ein Angriff auf Israel einem Angriff auf die USA gleichkommt“. Die intensivierte Kooperation sei aber nicht nur positiv, da sie Israels Manövrierraum beschränke.

Auch ein „symbolischer Akt“

Ähnlich argumentiert der Militäranalytiker Aluf Benn von der Tageszeitung „Haaretz“. Die Stationierung des Radarsystems und seiner US-Betreuer bedeute zweierlei: „Zum einen hindert dies Israel an eigenständigen Aktionen gegen Iran. Denn Israel muss sich hüten, einen Angriff zu lancieren, der US-Personal gefährden könnte.“ Zweitens stärke das Radarsystem aber Israels Abwehrpotenzial und reduziere damit Opfer unter der Zivilbevölkerung, wenn es zu einem iranischen Gegenschlag kommen sollte.

Israelische Politiker haben in den vergangenen Monaten wiederholt laut über einen möglichen Luftschlag gegen iranische Ziele nachgedacht, um das dortige Atomforschungsprogramm zu verlangsamen, wenn nicht überhaupt komplett zu zerstören. Die designierte Premierministerin Tzipi Livni hofft vorläufig noch darauf, dass die internationalen Sanktionen gegen Teheran fruchten werden.

Professor Bialer ist überzeugt, dass die USA mit der Lieferung der Radaranlage dem Druck der israelischen Regierung nachgegeben habe. Die USA seien mit ihren im Irak stationierten Streitkräften viel näher am Iran dran und brauchten kein Frühwarnsystem in der Negev-Wüste. „In erster Linie handelte es sich um einen symbolischen Akt, mit dem die Amerikaner demonstrieren, dass sie auf der Seite Israels stehen.“ Die USA verfolgen seit geraumer Zeit eine ambivalente Politik, wenn es um Rüstungsexporte an Israel geht. So berichtete „Haaretz“, dass die USA erst nach einigem Zögern der Lieferung von „Bunkerbrechern“ an Israel zugestimmt hätten. Dabei geht es um Bomben mit großer Sprengkraft, die 1,8 Meter dicke Betonwände durchschlagen können. 1000 GBUs-39 (Guided Bomb Units) seien im Gespräch, mit einem Gesamtwert von umgerechnet 55 Millionen Euro.

Nach Angaben des Pentagon ist zudem eine Modernisierung der „Patriot“-Abwehrraketen geplant sowie die Lieferung von 28.000 sogenannten LAW-Waffen, das sind Leichtgeschosse zur Abwehr von Panzern.

Schwer tun sich die USA aber offenbar mit der Lieferung moderner Tankflugzeuge, um die Israels Verteidigungsminister Ehud Barak gebeten hat. Sie wären für einen Angriff auf den 1500 Kilometer von Israel entfernt liegenden Iran notwendig. Die USA verweigern den Verkauf offenbar aus Sorge, dass ein solches Geschäft als Unterstützung eines israelischen Angriffs auf Iran interpretiert werden könnte.

AUF EINEN BLICK

X-Band-Radar. Die USA haben ein X-Band-Frühwarn-Radarsystem nach Israel geliefert, das jetzt auf dem Luftwaffenstützpunkt Nevatim in der Negev-Wüste von 120 US-Soldaten aufgestellt wird. Mit dem System sollen Flugobjekte von der Größe eines Baseballs bereits in einer Entfernung von 4700 Kilometern erfasst werden können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2008)

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