"Bereit für Schlacht": Israels Bodentruppen warten auf Marschbefehl

Israelische Bodentruppen stehen an der Grenze zum Gazastreifen bereit
Israelische Bodentruppen stehen an der Grenze zum Gazastreifen bereit(c) AP
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Die Luftangriffe der israelischen Armee auf den Gazastreifen gehen auch am Neujahrstag weiter. Nach Medienberichten bereitet die Armee auch eine Bodenoffensive vor.

Im Gazstreifen ist kein Ende der Gewalt in Sicht. Die Luftangriffe der israelischen Armee gingen am Neujahrstag in den sechsten Tag. Schwere Explosionen erschütterten Donnerstag Früh die Stadt Gaza. Israelische Flugzeuge bombardierten drei Regierungsgebäude der Hamas im Gazastreifen.

Bei den Angriffen wurde auch ein wichtiger Hamas-Führer, Nisar Rajan, getötet. Seit Beginn der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen am vergangenen Samstag wurden nach palästinensischen Angaben bereits mehr als 400 Menschen getötet.

Warten auf den Einmarschbefehl


Nach israelischen Rundfunkangaben warten indes zahlreiche israelische Bodentruppen auf den Einmarschbefehl. Der israelische Sender meldete am Donnerstagmorgen, mehrere tausend Soldaten seien in Bereitschaft, darunter viele Reservisten. Der Bodeneinsatz mit starken Verbänden solle nach Vorstellung der Armee heftig und kurz sein, hieß es.

Regen und Sturm machten einen unmittelbaren Einmarsch in den Gazastreifen am Donnerstag unwahrscheinlich. Das Wetter in der Region sollte den Vorhersagen zufolge aber in den kommenden Tagen aufklaren.

Die israelische Armee ist nach Aussagen hochrangiger Militärs zur Schlacht um den Gazastreifen "bereit". "Wenn jemand glaubt, wir werden uns sanft benehmen, irrt er sich", erklärte ein Befehlshaber gegenüber der israelischen Internetzeitung "Ynet". Die Hamas sei zwar auf eine israelische Bodenoffensive vorbereitet, "aber wir auch", sagte der hohe Militär.

Die Hamas hat angekündigt, im Falle eines Einmarschs mit einem breit angelegten Netz aus Sprengfallen und Minen der israelischen Armee hohe Verluste zufügen zu wollen. Nach Angaben israelischer Militärs verfügt die Hamas über mehr als 15.000 Kämpfer, einschließlich Sondertruppen und Geheimdienst-Mitarbeitern. Ihre Waffen seien zum Teil - wie bei der Hisbollah im Libanon - in zahlreichen Untergrund-Verstecken gelagert. Außerdem müsse sich die israelische Armee auf "Überraschungen" gefasst machen, schätzen ihre Verantwortlichen. Die Hamas könnte über Waffen verfügen, von denen Israel nichts wisse.

Indes geht auch der Raketenbeschuss israelischer Städte durch militante Palästinenser weiter. Am Donnerstag schlugen in den Städten Beershewa, Ashkelon und Ashdod mehrere Raketen ein, wie israelische Medien berichteten. Es gab keine Berichte über Verletzte.

Keine Einigung im UN-Sicherheitsrat


Eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu den Kämpfen im Gazastreifen ist ohne eine Einigung auf eine Resolution zu Ende gegangen. Diplomaten sagten in der Neujahrsnacht, in den kommenden Tagen werde über einen von Libyen vorgelegten Entwurf verhandelt. Westlich Vertreter kritisierten jedoch, dass dieser sich fast ausschließlich auf Israel konzentriere und die Rolle der radikal-islamischen Hamas in dem Konflikt kaum berühre.

Der von Libyen im Namen der arabischen Staaten im Sicherheitsrat eingebrachte Resolutionsentwurf fordert ein sofortiges Ende der israelischen Luftangriffe auf das Palästinensergebiet. Darin wurden die israelischen Luftangriffe "scharf verurteilt" und als "unangemessen und rücksichtslos" eingestuft. Zudem forderte der Text einen sofortigen beiderseitigen Waffenstillstand.

Hamas-Regierungschef Ismail Haniyeh schloss am Mittwoch Verhandlungen über einen Waffenstillstand aus, solange Israels Angriffe auf den Gazastreifen andauerten und das Palästinensergebiet abgeriegelt sei. Gleichzeitig sprach Haniyeh in einer Fernsehansprache von einem baldigen Sieg der Palästinenser über Israel. "Das palästinensische Volk wird die Panzer besiegen", sagte er mit Blick auf eine möglicherweise bevorstehende Bodenoffensive Israels im Gazastreifen.

(Ag.)

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