Die Nato intensivert die Militärübungen wegen der "instabilen Sicherheitslage". Die deutsche Verteidigungsministerin besuchte die Nato-Truppe.
Polens Verteidigungsministerium spricht schon jetzt von einem Rekordjahr. 2015 üben demnach rund 10.000 Soldaten aus 18 Staaten zusammen mit polnischen Einheiten auf den Truppenübungsplätzen des Landes, insgesamt sind mehr als 200 Übungen und Manöver bis Jahresende geplant. "Seit 1989 hatten wir nicht so viele Alliierte auf einmal im Land", sagte der polnische General Lech Majewski kürzlich.
Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um fast 40 Prozent. Angesichts der "instabilen Sicherheitslage jenseits der polnischen Grenzen" seien die internationalen Übungen intensiver und häufiger als ursprünglich geplant, heißt es in Warschau mit Blick auf die Ukraine. Schon seit der Annexion der Krim haben polnische Politiker ebenso wie ihre Amtskollegen im Baltikum immer wieder betont, am liebsten wäre ihnen eine Dauerpräsenz von Nato-Truppen in der Region.
Von der Leyen reist zu Besuch bei Nato-Übung
Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise und der laufenden Neuausrichtung der Nato hat die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Donnerstag ein großes Militärmanöver der Allianz zum Test ihrer neuen schnellen Eingreiftruppe besucht. Im westpolnischen Zagan kam sie unter anderem mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und ihrem polnischen Kollegen Tomasz Siemoniak zusammen.
Ziel ist es, den Aufbau der neuen sogenannten Speerspitze der Allianz voranzubringen. Die Truppe aus rund 5000 Soldaten soll Russland angesichts der Ukraine-Krise zeigen, dass die Militärallianz zu ihren osteuropäischen Mitgliedern steht. Moskau kündigte zuletzt einen Ausbau seiner atomaren Fähigkeiten an, was in der Nato auf scharfe Kritik stieß.
US-Truppen im Rotationssystem
Seit dem vergangenen Frühjahr nehmen in Polen und den baltischen Staaten jeweils gut 150 US-Truppen im Rotationssystem an Übungen teil. Im Baltikum sind schon seit 2004 Nato-Einheiten für die Überwachung des Luftraums zuständig - die kleinen Ostseerepubliken haben keine eigene Luftwaffe. Derzeit leitet Norwegen die Flüge von zwölf Kampfjets in den baltischen Staaten und vier weiteren, die in Polen stationiert sind.
Im nordwestpolnischen Stettin (Szczecin) ist das Hauptquartier des multinationalen Korps Nordost, das aus einer deutsch-polnisch-dänischen Kooperation hervorgegangen ist. Mittlerweile sind 14 NATO-Staaten sowie Schweden Mitglieder des Korps, zu dessen Aufgaben die Planung und Organisation kollektiver Verteidigung für Bündnispartner gehört. Noch im Aufbau ist dagegen die polnisch-litauisch-ukrainische Brigade mit Sitz im ostpolnischen Lublin, die bis Jahresende für internationale Einsätze bereit sein könnte.
((c) APA/dpa/AFP)