Philippinen: Pseudo-IS enthauptet kanadische Geisel

Colonel Noel Detoyato muss der Öffentlichkeit vom Tod der kanadischen Geisel der Abu Sayyaf-Gruppe berichten.
Colonel Noel Detoyato muss der Öffentlichkeit vom Tod der kanadischen Geisel der Abu Sayyaf-Gruppe berichten.REUTERS
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Der Terroristentruppe Abu Sayyaf geht es vor allem ums Geld. Die IS-Flagge dient eher der psychologischen Kriegsführung. Noch mehr als 20 Ausländer sind in ihrer Gewalt.

Ein von der Islamistengruppe Abu Sayyaf auf den Philippinen verschleppter Kanadier ist von seinen Entführern enthauptet worden. Der Kopf des Pensionisten wurde nach Behördenangaben am Montag vor einem Rathaus auf der Insel Jolo gefunden.

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau verurteilte den "kaltblütigen Mord". Die philippinischen Behörden kündigten am Dienstag ein entschlossenes Vorgehen gegen die Geiselnehmer an.

Der Kanadier war zusammen mit einem Landsmann, einem Norweger und einer Filipina im September von einer Jacht nahe der Küstenstadt Davao auf der Insel Mindanao verschleppt worden. In Videobotschaften forderten die Geiselnehmer hohe Lösegelder und drohten damit, ihre Opfer zu töten.

6,4 Millionen Euro Lösegeld gefordert

Im jüngsten Video hatte der Kanadier erklärt, seine Geiselnehmer würden ihn am 25. April töten, wenn bis dahin nicht umgerechnet 6,4 Millionen Dollar (5,68 Mio. Euro) Lösegeld gezahlt werde. Wenige Stunden nach Ablauf des Ultimatums warfen Motorradfahrer den abgeschlagenen Kopf der Geisel vor das Rathaus auf Jolo.

Die philippinischen Behörden betonten am Dienstag, Polizei und Armee hätten Straßensperren auf Jolo eingerichtet, um gegen die Islamisten vorzugehen. Es werde nicht nachgelassen, bis diese "gesetzlosen Elemente" außer Gefecht gesetzt seien. Ähnliche Erklärungen der Sicherheitskräfte hatten in der Vergangenheit jedoch wenig Wirkung gezeigt.

20 Ausländer als Geiseln

Abu Sayyaf wurde in den 90er-Jahren mit Geld von al-Qaida-Chef Osama bin Laden gegründet. Die Gruppe wurde durch die Entführung zahlreicher Ausländer bekannt. Nach Behördenangaben hält sie derzeit noch mehr als 20 Ausländer in ihrer Gewalt, darunter neben malaysischen und indonesischen Seeleuten ein niederländischer Ornithologe.

Im Frühjahr 2000 machte die Extremistengruppe mit der Verschleppung von elf westlichen Ausländern Schlagzeilen. Wie die Gruppe freikam, wurde nie öffentlich geklärt. Im Oktober 2014 ließ Abu Sayyaf zwei Deutsche nach einem halben Jahr in Geiselhaft frei. Die Islamisten erklärten, sie hätten mehr als fünf Millionen Dollar Lösegeld für das Paar erhalten.

Pseudo-IS

Die Abu-Sayyaf-Führung hatte kürzlich der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) Treue geschworen. Experten zufolge gibt es jedoch keine wirkliche Zusammenarbeit zwischen den Gruppen. Abu Sayyaf gehe es vor allem um die Erpressung von Lösegeld, sagte Zachary Abuza vom National War College in den USA. Die angebliche Zugehörigkeit zum IS gelte eher der psychologischen Kriegsführung.

(APA/AFP)

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