Washington und Ankara üben sich in Partnerschaft

Mike Pompeo
Mike PompeoAPA/AFP/JIM WATSON
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Mike Pompeos erste Auslandsreise als CIA-Chef führt ihn nach Ankara. Die türkische Führung erhofft sich viel von der Regierung Trump.

Istanbul. Die erste Auslandsreise des neuen CIA-Chefs, Mike Pompeo, führte ihn am Donnerstag nach Ankara. Im Gepäck hatte Pompeo vor allem das Thema Syrien, hier insbesondere den Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) sowie die türkische Militäroffensive im Norden des Bürgerkriegslandes, genannt „Schutzschild Euphrat“. Ankara unterstützt im Nachbarland die Freie Syrische Armee, während die USA im Kampf gegen den IS auf kurdische Milizen setzen – sehr zum Leidwesen der türkischen Regierung. Pompeos Gesprächspartner haben diesen Umstand sicherlich angesprochen, so auch den Wunsch nach Auslieferung des islamischen Predigers Fethullah Gülen. Ihn vermutet Ankara hinter dem blutigen Putschversuch vergangenen Juli. Gülen lebt im US-Staat Pennsylvania.

Es sind brisante Themen, die besser in persona abgehandelt werden; so sollen in der Nacht zuvor beim knapp einstündigen Telefongespräch zwischen den Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und Donald Trump ebendiese Punkte nicht detailliert besprochen worden sein. Stattdessen betonten die Staatschefs ihre Partnerschaft und ihren Willen, weiterhin gegen den IS zu kämpfen. Pompeo soll nun die Verhältnisse klären.

Die Türkei erhofft sich viel von der Regierung Trump, beide Präsidenten bemühen sich um ein amikales Ambiente. Das ist bemerkenswert, weil der antimuslimisch geprägte Wahlkampf des US-Präsidenten viel Kritik in der Türkei hervorgerufen hat. Ungewöhnlich still war Ankaras Regierungsriege nach dem „Muslim Ban“, des von Trump verhängten Einreiseverbots für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten. Ankara will die erhoffte Auslieferung Gülens nicht aufs Spiel setzen. Dass die Türkei auf dieser Liste nicht erscheint, erklären sich Analysten damit, dass die USA die Türkei als Partner in der krisengeschüttelten Region braucht. Zudem sind beide Länder Nato-Mitglieder. Die Privatperson Trump hat im Übrigen Geschäftsinteressen am Bosporus.

Ankara missfällt US-Hilfe für Kurden

Unter Barack Obama sind die US-türkischen Beziehungen seit dem Putschversuch deutlich abgekühlt. Während Obama die Massenverhaftungen und -entlassungen nach dem Coup kritisierte, zeigte sich Trump in einem Interview mit der „New York Times“ beeindruckt von Erdoğan: Er und das Volk hätten die Situation schnell im Griff gehabt.

Mit Trump erhofft sich die regierende AKP, dass die von Obama initiierte US-Unterstützung kurdischer Milizen ein Ende findet. Trump jedoch hat sich in der Vergangenheit zwar positiv, aber nur vage über die Kurden geäußert. Der US-Präsident unterstützt den Plan einer sicheren Pufferzone auf syrischem Boden, etwas, was Erdoğan ebenfalls durchsetzen will.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2017)

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