Finanzminister aus Hollywood

(c) imago/UPI Photo
  • Drucken

Steve Mnuchin, Ex-Banker bei Goldman Sachs und Film-Koproduzent, soll Steuerreform und Deregulierung forcieren.

Wien/Washington. Donald Trump blickte Steve Mnuchin bei der Angelobung durch Vizepräsident Mike Pence im Weißen Haus ein wenig skeptisch über die Schulter. Doch danach sang der Präsident eine Lobeshymne auf seinen neuen Finanzminister, der im Wahlkampf seine Finanzen gemanagt hatte und nun den Lohn für sein Engagement erntete. Er pries den 54-jährigen, ehemaligen Goldman-Sachs-Banker als „Finanzlegende mit einer Rekordgeschichte an Erfolgen“.

Im Senat wollten die Demokraten – mit Ausnahme von Joe Manchin aus West Virginia – diese Einschätzung indes ganz und gar nicht teilen. Sie zögerten die Bestätigung des Ministers hinaus, versuchten sie zu blockieren und stimmten schließlich fast geschlossen gegen Mnuchin, nachdem die Republikaner eine Regel außer Kraft gesetzt hatten, die die Anwesenheit zumindest eines Abgeordneten der Gegenseite erfordert.

Die Demokraten warfen Steven Mnuchin vor allem seine Nähe zur Wall Street und dubiose Geschäftspraktiken vor, gleichsam mitverantwortlich für den Bankencrash und die Finanzkrise. So hat er nach seinem Ausstieg bei Goldman Sachs Hypothekenpapiere aufgekauft, um sie später in der neu gegründeten OneWestBank zu verschleudern. Zehntausende Menschen sollen Opfer einer Zwangsversteigerung geworden sein. Dass Mnuchin zudem Aktien im Wert von 100 Millionen Dollar samt einer Beteiligung an einer Firma auf den Cayman Islands – einem Steuerparadies – verschwiegen hatte, wäre ihm beinahe zum Verhängnis geworden.

Der neue Finanzminister gilt als Schlüsselfigur für wichtige Agenden Trumps, insbesondere für eine umfassende Steuerreform und eine drastische Senkung der Unternehmenssteuern, der Neuverhandlung von Handelsverträgen und der Lockerung der Regulierung für das Finanzsystem. Er ist bereits der dritte Finanzminister nach Robert Rubin und Hank Paulson, der – wie auch sein Vater – seine Sporen bei der New Yorker Investmentbank verdient hat.

In den vergangenen Jahren machte sich Mnuchin in Los Angeles einen Namen als Filmproduzent, als Koproduzent von Filmen wie „Avatar“, „Mad Max Fury Road“, „Gravity“ oder „American Sniper“. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.