Donald Trumps Versprechen, sich an den Teleprompter zu halten

Donald Trump hatte seine Rede vor dem Kongress penibel vorbereitet.
Donald Trump hatte seine Rede vor dem Kongress penibel vorbereitet.(c) imago/UPI Photo (imago stock&people)
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Der neue Ton des US-Präsidenten bei seiner Rede vor dem Kongress fiel auf und war die Folge einer peniblen Vorbereitung samt Änderungen in letzter Sekunde.

Es war ein stressiger Tag für den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Donald Trump hielt seine erste große Rede vor beiden Kammern des Kongresses - eine Rede zur Lage der Nation, auch wenn die erste Rede eines neuen US-Präsidenten offiziell nicht so bezeichnet wird. Und es sollte eine besondere Rede werden, Trump wollte sich einen neuen Anstrich geben - einen staatsmännischen. Die Tage zuvor waren Tage der Proben und des letzten Schliffs. Seine Beraterschar gab sich im Map Room des Weißen Hauses die Klinke Hand, Chef-Stratege Stephen Bannon sowie Senior Advisor und Redenschreiber Stephen Miller rückten kaum von Trumps Seite. Andere kamen ständig hinzu: Wirtschaftsberater Gary Cohn, Stabschef Reince Priebus, die Berater Kellyanne Conway und Jared Kushner, Sprecher Sean Spicer und Hope Hicks. Sie alle boten ihre Hilfe an und gaben Feedback, berichten Angestellte des Weißen Hauses der Nachrichtenseite "Politico".

Zwei Mal soll Trump mit dem Teleprompter die Rede geübt haben - jenes Gerät, das den Text der Rede anzeigt, damit der Präsident nicht auf Zettel angewiesen ist. Das Timing, die Steigerungen seiner Kernsätze sollten sitzen. Es sollte ein rhetorischer und kein inhaltlicher Wendepunkt sein. In der einstündigen Ansprache - Bemerkungen über die Nasa und Raumfahrt sollen gestrichen worden sein - rückte der Präsident aber nicht von seinen scharfen und zum Teil umstrittenen politischen Forderungen ab. Angeblich soll Trump versprochen haben, sich an den erarbeiteten Text zu halten - er blieb bei dem Text, den der Teleprompter ihm vorgab, angereichert mit ein paar klassischen Trumpismen. Anstatt "great wall" sagte er "great, great wall"; anstatt "billions of dollars" ergänzte er "billions and billions of dollars". Aber den Großteil las er direkt vom Teleprompter - ein Gerät, für dessen Verwendung er jahrelang andere Politiker kritisierte.

Im Bild links eine der Projektionsflächen des Teleprompters, von dem Redner ihren Text ablesen können.
Im Bild links eine der Projektionsflächen des Teleprompters, von dem Redner ihren Text ablesen können.(c) imago/UPI Photo (imago stock&people)

Änderungen in letzter Minute

Dass sich Präsidenten penibel auf ihren großen Auftritt vor dem Kongress vorbereiten ist nichts Neues - von einem Mann wie Donald Trump, der gerne spontan agiert, seine Stimmungen in die Politik trägt und teils unberechenbar Entscheidungen trifft, ist man diese genaue Vorgehensweise allerdings nicht gewohnt. Die letzten Änderungen des ersten Absatzes seiner Rede soll Trump noch um 17 Uhr Ortszeit geändert haben, wenige Stunden vor Beginn der Rede.

Den neuen Ton setzte er schon gleich zu Beginn: Trump verurteilte die jüngsten antisemitischen Vorfälle sowie den mutmaßlich fremdenfeindlich motivierten Schusswaffenangriff auf zwei Inder. "Wir sind ein Land, das vereint zusammensteht, wenn es darum geht, den Hass und das Böse in allen seinen Formen zu verurteilen", sagte er. Trump habe sich in diesem Punkt ungerechter Kritik ausgesetzt gefühlt, sagte ein Mitarbeiter dem "Politico".

Überraschung auf beiden Seiten

Der Plan von Trump ging auf. Er rief Republikaner und Demokraten in der Nacht zum Mittwoch dazu auf, zusammenzuarbeiten. Trump unterstrich seine Verbundenheit zur Nato und machte sich dafür stark, im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) mit arabischen Partnern zusammenzuarbeiten. Die Eckpfeiler seiner Politik blieben dieselben: Weniger Einwanderung, Mauerbau, Obamacare ersetzen, Steuerreform und sein größtes Infrastrukturpaket seit Präsident Dwight D. Eisenhower.

Die Rede war durchsetzt von Appellen an die oppositionellen Demokraten, bei seinen Vorhaben mitzumachen - von der Modernisierung der Streitkräfte über die "historische" Steuerreform bis hin zu einem neuem Gesundheitssystem: "Demokraten und Republikaner sollten (..) sich zum Nutzen unseres Landes zusammenschließen."

Ein präsidentieller Trump

Mit seinem milderen Tonfall und dem Aufruf zu Optimismus und Mut sorgte er für Erleichterung bei seiner republikanischen Partei. Endlich ein präsidentieller Trump, der sich in Richtung Parteilinie bewegt. "Die Rede war solide. Sie hatte wahre Momente der Emotion", analysiert der Historiker Douglas Brinkley für "Politico". "Es war der Moment, in dem er von einer Partisanen-Figur zu einer vereinenden Figur wurde. Zum ersten Mal wirkte er wie ein Präsident", sagte Brinkley.

Worte, die auch Trump gefallen. Dieser sei zufrieden gewesen, heißt es von Mitarbeitern aus dem Weißen Haus. Er habe nach dem Auftritt sein Team versammelt und sie gefragt, was sie über seine Rede gehört hätten.

Dass es der Versöhnungsbotschaft des Präsidenten zumindest in der Wahrnehmung der Opposition an Glaubwürdigkeit mangelt, zeigt die Reaktion im Saal. Während die Republikaner immer wieder in Jubel ausbrechen und sich von ihren Sitzen erheben, reagiert die andere Seite des Halbrunds unterkühlt. Die meisten Demokraten bleiben demonstrativ sitzen und verweigern den Applaus. "Die Rede und die Realität waren nie weiter voneinander entfernt", sagte etwa der Sprecher der Demokraten im Senat, Chuck Schumer. Chris Collins, ein New Yorker Republikaner sagte: "Ich glaube, die Demokraten waren mehr überrascht als die Republikaner".

>> Der Artikel im "Politico"

(klepa/Ag.)

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