So hart wird der Brexit

Die Zukunft des Finanzplatzes London, die Zukunft der EU-Bürger in Großbritannien: Die Brexit-Verhandlungen beschränken sich nicht auf technische Details allein. Es geht um viele Menschen und deren Arbeitsplätze.
Die Zukunft des Finanzplatzes London, die Zukunft der EU-Bürger in Großbritannien: Die Brexit-Verhandlungen beschränken sich nicht auf technische Details allein. Es geht um viele Menschen und deren Arbeitsplätze.(c) Reuters
  • Drucken

Verhandlungspunkte. Die britische Regierung leitet am 29. März den EU-Austritt ein. Damit werden die Schwierigkeiten erst beginnen.

London. Großbritannien gibt am 29. März den Startschuss für die Brexit-Verhandlungen. An diesem Tag, so bestätigte es die Regierung unter Theresa May, wird das formelle Austrittsschreiben an EU-Ratspräsident Donald Tusk übergeben. Zwei Jahre lang hat London dann Zeit, eine weitere Zusammenarbeit mit den 27 EU-Partnern auszuhandeln. Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel. Erschwert wird die gemeinsame Zukunft durch die Ankündigung der britischen Premierministerin, Theresa May, nicht nur die EU, sondern auch den Binnenmarkt zu verlassen. Dieser Hard Brexit beendet nicht nur die Freizügigkeit von EU-Bürgern auf der Insel, sondern schließt auch die Grenzen für Waren und Dienstleistungen.

"Die Presse" liefert einen Überblick über die heikelsten Verhandlungspunkte.

1 Finanzielle Forderungen an London werden der erste programmierte Konflikt

Bevor sie in die Feinheiten der Verhandlungen eintritt, wollte die EU-Kommission eigentlich die Kosten für die Briten klären. Aus Kreisen des Brüsseler Verhandlungsführers Michel Barnier wird dafür der Betrag von 60 Milliarden Euro kolportiert, der sich aus langfristigen Verpflichtungen ergeben würde, die Großbritannien mitbeschlossen hat. Darunter fallen beispielsweise Pensionszahlungen für EU-Beamte, von denen zahlreiche Briten profitieren, aber auch Forschungsprogramme oder Kosten für die Grenzschutzagentur Frontex. „Es ist wie ein Besuch in einem Pub mit 27 Freunden, und du bestellst eine Runde Bier“, erklärte kürzlich Kommissionssprecher Margaritis Schinas. „Du kannst nicht einfach gehen, wenn die Party noch läuft, sondern musst dennoch die Runde bezahlen, die du geordert hast.“ London hat dies bisher nicht offiziell anerkannt, und das House of Lords kam kürzlich in einer Studie zu dem Schluss, es gebe überhaupt „keine rechtliche Verpflichtung“ für die Briten zu irgendwelchen Ausstiegszahlungen. Allerdings räumen selbst harte Brexit-Befürworter ein, dass damit sehr viel Porzellan zerschlagen würde. Nachdem die Londoner Führung angesichts des Drucks der Boulevardzeitungen und der rabiaten EU-Gegner in den eigenen Reihen schwerlich eine derartige Forderung akzeptieren kann, signalisiert die EU-Kommission neuerdings, man wolle vorerst nur „eine prinzipielle Anerkennung“ der Zahlungsverpflichtung, während man die Frage der Höhe erst später klären könne.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

London Canary Wharf
Europa

Brüssel kappt die Kooperation mit Großbritannien

Britische Unternehmen werden ohne neuen Standort keine Verträge mit der EU mehr schließen können. Der Datenfluss soll gekappt werden, der Zugang zu Informationen wird für London nach und nach eingeschränkt.
Europa

Briten wollen EU-Agenturen nicht gehen lassen

Regierung will das Schicksal der in London ansässigen Behörden für Bankenaufsicht und Arzneimittel zum Gegenstand der Verhandlungen mit Brüssel machen. Der Vorstoß hat kaum Aussicht auf Erfolg.
Europa

Die Zeit für Brexit-Verhandlungen wird noch knapper

Durch das Votum steigen die Chancen auf eine Übergangsperiode nach EU-Austritt im März 2019.
Die Chancen des Vereinigten Königreichs am globalen Heiratsmarkt sinken.
Europa

Brexit: Land, frisch geschieden, sucht neue Freunde

Mit dem Austritt aus der EU muss Großbritannien alte Partnerschaften neu beleben und neue Beziehungen knüpfen. Leicht wird das nicht.
Kaiane Lopez
Europa

"Stolze Britin": Ex-Miss-World mischt im Streit um Gibraltar mit

Die 30-jährige Kaiane Lopez ist neue Bürgermeisterin der britischen Exklave. Im Streit mit Spanien bezieht sie klar Position: "Gibraltar ist britisch und wird es immer sein."

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.