In Türkei inhaftierter "Welt"-Journalist Yücel spricht von Isolationshaft

Deniz Yücel in einer deutschen Talkshow im Juli 2016
Deniz Yücel in einer deutschen Talkshow im Juli 2016(c) imago (imago stock&people)
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In einer mündlich übermittelten Botschaft dankt der deutsch-türkische Journalist für die Unterstützung. Er wünscht sich Briefe, auch wenn ihm "illegalerweise keine Briefe und Postkarten zugestellt werden".

Vor dem ersten Besuch eines deutschen Diplomaten bei dem in der Türkei inhaftierten "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel hat sich der Journalist für die große Solidarität bedankt. "Da ich keine Briefe schreiben darf, übermittele ich diese Nachricht mündlich über meine wunderbaren Anwälte", heißt es in einer von der "Welt" am Dienstag veröffentlichten Botschaft Yücels.

Der Fall Yüzel

"Auch wenn ich weiterhin in Isolationshaft gehalten werde und auch wenn das faktische Briefverbot fortbesteht, dringt die vielfältige Unterstützung, die Sie mir und meinen in der Türkei inhaftierten Kollegen zukommen lassen, bis hierher durch. Dafür meinen großen, herzlichen Dank!"Deniz Yücel wird seit Mitte Februar in der Türkei festgehalten, offiziell wird ihm Terrorismusunterstützung vorgeworfen. Yücel hatte sich am 14. Februar der Polizei in Istanbul zur Befragung gestellt und war daraufhin in Gewahrsam genommen worden. Zwei Wochen später ordnete ein Haftrichter an, den deutsch-türkischen Journalisten wegen "Terrorpropaganda" und "Volksverhetzung" in U-Haft zu nehmen. Gemäß geltendem Recht kann diese bis zu fünf Jahren dauern. Die Entscheidung stieß in Deutschland auf scharfe Kritik, auch die Bundesregierung schaltete sich ein.

Yücel rief in seiner Nachricht zu Solidaritäts-Abos der regierungskritischen Zeitungen "Cumhuriyet", "Birgün" und "Evrensel" auf, wofür "man nicht in der Türkei" leben müsse. "Und um für ein paar Euro einen konkreten Beitrag zur Unterstützung der Pressefreiheit in der Türkei zu leisten, muss man nicht einmal Türkisch können."

Weiter hieß es: "Dass mir illegalerweise keine Briefe und Postkarten zugestellt werden, ist natürlich kein Grund, mir nicht zu schreiben. Im Gegenteil."

"Yüzel geht es den Umständen entsprechend gut"

Der deutsche Generalkonsul Georg Birgelen besuchte den deutsch-türkischen Journalisten am Dienstag im Gefängnis, wie der Staatsminister im deutschen Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), in Istanbul mitteilte.

"Es geht Deniz Yücel den Umständen entsprechend gut", sagte Roth weiter. Die Einzelhaft im Gefängnis Silivri bei Istanbul sei aber "weiter belastend". Roth dankte den türkischen Behörden. Der Staatsminister fügte aber hinzu, der Besuch bei Yücel am Dienstag könne nicht der Abschluss sein, sondern die konsularische Betreuung müsse vollumfänglich gewährt werden. Die deutsche Bundesregierung setze sich weiter für Yücels Freilassung ein, betonte Roth. "Diesem Ziel ist die Bundesregierung verpflichtet."

Diplomaten durften nach sieben Wochen Haft zu Yücel

Rund sieben Wochen nach der umstrittenen Festnahme des deutsch-türkischen Journalisten hatte die Türkei am Montag deutschen Diplomaten erstmals Zugang zu dem Inhaftierten gestattet. Gegen Yücel war knapp zwei Wochen nach seiner Festnahme Untersuchungshaft unter anderem wegen angeblicher Terrorpropaganda verhängt worden.

(APA/dpa)

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