Demonstrationen gegen Staatschef Nicolas Maduro: Ein 17-Jähriger und eine 23-Jährige starben durch einen Kopfschuss, auch ein Mitglied der Nationalgarde kam ums Leben.
Blutiger Machtkampf im Land mit den größten Ölreserven der Welt: Bei Demonstrationen gegen eine drohende Diktatur und die verheerende Wirtschaftslage sind in Venezuela am Mittwoch mindestens drei Menschen getötet worden. Ein 17-jähriger Wirtschafts-Student wurde in der Hauptstadt Caracas von einem Schuss in den Kopf getroffen und starb im Krankenhaus. In San Cristobal kam eine 23-jährige Frau ebenfalls durch einen Kopfschuss ums Leben. Darüber hinaus starb ein Mitglied der Nationalgarde, wie die Zeitung "El Nacional" berichtete.
Die Regierung machte Demonstranten der Opposition für diese Tötung verantwortlich. Diese hatte die Proteste als "Mutter aller Märsche" bezeichnet und kündigte weitere Proteste für diesen Donnerstag an.
Seit Ausbruch der Proteste starben neun Menschen. Zudem kam es allein am Mittwoch zu über 400 Festnahmen. Der linke Präsident Nicolas Maduro hatte als Antwort auf die Proteste angekündigt, dass die 500.000 Mitglieder der Nationalen Miliz mit Gewehren ausgerüstet werden. Die Reservistentruppe war nach dem Putschversuch 2002 gegen den damaligen Staatschef Hugo Chavez aufgestellt worden. Das Militär wurde in Alarmbereitschaft versetzt.
"Heute Millionen, morgen noch mehr"
"Wenn heute Millionen auf die Straßen gegangen sind, müssen morgen noch mehr rausgehen", kündigte Oppositionsführer Henrique Capriles für diesen Donnerstag weitere Massenkundgebungen an. Laut einer Einschätzung des der Opposition nahestehenden Umfrageinstituts Meganalisis sollen am Mittwoch in Venezuela bis zu sechs Millionen Menschen demonstriert haben. Offizielle Zahlen wurden hierzu nicht veröffentlicht. Die Opposition machte gewaltbereite Milizen der regierenden Sozialisten für die Angriffe verantwortlich, die auf Motorrädern immer wieder Angst und Schrecken unter den Demonstranten verbreiten.
Die Polizei setzte in Caracas massiv Tränengas ein, um Demonstranten auseinanderzutreiben, während Zehntausende Anhänger von Maduro in roten Hemden im Zentrum der Stadt unbehelligt den vierten Jahrestag seiner Präsidentschaft feierten.
Die Opposition fordert Neuwahlen und macht Präsident Maduro für die schwere politische und ökonomische Krise verantwortlich. Auslöser der seit Anfang April andauernden Proteste war die zeitweise Entmachtung des Parlaments durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs. Maduro warf der Opposition den Einsatz von Gewalt vor und sprach von einer "Konspiration". Er beschuldigt die Opposition, zusammen mit dem Ausland eine Intervention zum Sturz der Regierung vorzubereiten.
Armut trotz größter Ölreserven
Venezuela besitzt die größten Ölreserven der Welt, am Weltmarkt spielt das Land damit aber praktisch keine Rolle. Wegen der seit Jahren unsicheren politischen Lage gibt es nur eine sehr geringe Förderung. Die immensen Versorgungsprobleme wurden zuletzt immer schlimmer. Das Land hat deshalb auch besonders stark unter den vergleichsweise niedrigen Ölpreisen zu leiden.
Nach aktuellen Marktangaben förderte Venezuela im März 1,97 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag. Das waren 25.000 Barrel weniger als noch im Februar. Im Jahr 2015 brachte das Land demnach noch durchschnittlich 2,37 Millionen Barrel täglich an die Erde.
Venezuela ist eines der Gründungsmitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC). Das Kartell besitzt über drei Viertel der bekannten Ölreserven. Nach einer gemeinsamen Entscheidung Ende 2016, weniger Öl zu produzieren und damit die Preise nach jahrelanger Talfahrt wieder anzuheben, war der Kurs in den vergangenen Wochen wieder gesunken. Die beschlossene Kürzung läuft im Juni aus. Präsident Nicolas Maduro sprach sich bereits für eine Verlängerung aus.
(APA/dpa)