Deutschland

Warum Ivanka Trumps Besuch für Merkel wichtig war

W20-Gipfel in Berlin: Ivanka Trump und Angela Merkel, nur getrennt von IWF-Chefin Christine Lagarde.
W20-Gipfel in Berlin: Ivanka Trump und Angela Merkel, nur getrennt von IWF-Chefin Christine Lagarde. (c) APA/AFP/ODD ANDERSEN (ODD ANDERSEN)
  • Drucken

Ivanka Trump gastierte gestern in Berlin. Sie zählt zu den wichtigsten Einflüsterern des Präsidenten. Bei einer gemeinsamen Podiumsdiskussion mit Merkel ging es auch darum, ob die Kanzlerin Feministin ist.

Berlin. Auf der Bühne hat eine Königin Platz genommen, ihre Majestät Máxima der Niederlande. Zwei Sessel weiter sitzt eine Frau, von der es heißt, sie sei die mächtigste der Welt, Angela Merkel. Auch IWF-Chefin Christine Lagarde ist da. Aber die Aufmerksamkeit zieht an diesem Tag die Diskutantin im blauen Blümchenkleid auf sich: Ivanka Trump. Die „First Daughter“ und nun offizielle Beraterin von Präsident Donald Trump gastierte gestern in Berlin.

Es ist ein gewichtiges Thema, an dem sich die Frauenrunde eineinhalb Stunden lang abarbeitet. Es geht darum, die Chancen für Frauen in der Berufswelt zu stärken, allen voran das weibliche Unternehmertum. „Women20Summit“ nennt sich das Format, das Einfluss auf den G20-Gipfel im Juli in Hamburg nehmen will.

Denn noch liegt einiges im Argen. Auch in Deutschland. In keinem anderen OECD-Land ist der Anteil der Frauen am Haushaltseinkommen so gering. Aber der Besuch in Berlin hat eben noch eine zweite Ebene: Mit Ivanka Trump ist eine der Schlüsselfiguren im Weißen Haus zu Gast. Vom „Gros ihres Einflusses“ im Laufe der Zeit würden die meisten Menschen aber „nie erfahren“, sagte sie einmal. Ihr Vater höre ihr immer zu, sagt sie. Ein guter Draht zu Ivanka Trump kann also mehr wert sein als alle Kontakte zu Trumps Ministern.

Auch Angela Merkel weiß um den mäßigenden Einfluss, den die 35-Jährige auf ihren Vater haben dürfte, den Mann also, der Exportweltmeister Deutschland immer wieder mit Strafzöllen droht. Im Weißen Haus waren Merkel und Ivanka Trump im März Seite an Seite gesessen, nun trennt sie Christine Lagarde. Sie sitzt dazwischen, als die 35-Jährige ihren Vater als einen Anwalt für Frauen und Familien beschreibt. Sie sei sehr stolz auf ihn, sagt sie. Im Publikum wird es nun unruhig, zumal Donald Trump immer wieder mit derben Aussagen über Frauen auffiel. „Sie hören die Reaktion des Publikums“, sagt die Moderatorin. Und erkundigt sich nach dem Frauenbild des Donald Trump bei dessen Tochter. Kein böses Wort kommt der 35-Jährigen über die Lippen. „Mein Vater hat mich immer ermutigt, Erfolg zu haben. Es hat keine Unterschiede zu meinen Brüdern gegeben“, sagt sie.

Ivanka Trump, heute dreifache Mutter, stieg ins Familienimperium ein. Und sie baute eine Modefirma auf. Nun hat sie ein Büro im Weißen Haus.

Angela Merkel ist inzwischen gut gelaunt. Irgendwann wird die Kanzlerin gefragt, ob sie eine Feministin sei. Die Kanzlerin zögert. Es gebe Unterschiede und Gemeinsamkeiten, sagt sie und rät dem Publikum scherzhaft, darüber abzustimmen, ob sie eine Feministin sei. Königin Máxima definiert jetzt für Merkel eine Feministin als jemanden, der „gleiche Rechte“ für Frauen wolle. „Dann bin ich auch eine“, sagt Merkel. Ivanka Trump hört aufmerksam zu. Die Perspektive der Kanzlerin zum Thema findet sie „sehr interessant“. Sie selbst sieht es aber doch ein wenig anders: „Ich bin eine Feministin.“ Die „First Daughter“ und Merkel tauschen aber auch Freundlichkeiten aus. Ivanka Trump lobt etwa das deutsche Gesetz zu Lohngerechtigkeit.

Merkels Drittwelt-Projekt

Auch die Kanzlerin hat sich etwas überlegt. Merkel schlägt die Schaffung eines Fonds zur Stärkung der Kreditvergabe an Unternehmerinnen in Entwicklungsländern vor. Deutschland könnte einzahlen. Auch Kanada. Und vielleicht wollen auch die USA „etwas dazugeben“, fragt Merkel ganz zwanglos. Ivanka nickt. Ein konkretes gemeinsames Projekt. Ganz ähnlich (und mit Premier Justin Trudeau) hatten die Kanadier bei Trump das Eis gebrochen. Damals wurde ein Rat zur Förderung von Unternehmerinnen geschaffen.

Nach Lesart des Kanzleramts hat es Gewicht, mit welchem Deutschland-Bild die „First Daughter“ aus dem kalten Berlin zurückfliegt. Obwohl es kein Vieraugentreffen mit der Kanzlerin gab. Merkel indes will sich nun fragen, „ob ich Feministin bin oder nicht“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.