Mehr als 100 Verletzte bei Sturm auf Parlament in Mazedonien

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Unter den Verletzten sollen sich auch acht Abgeordnete und 22 Polizisten befinden. Die Demonstranten protestierten gegen den Plan des Sozialdemokraten Zaev, sich mithilfe einer Partei der albanischen Minderheit zum Regierungschef wählen zu lassen.

Teils maskierte Anhänger des langjährigen mazedonischen Regierungschefs Nikola Gruevski sind in das Parlamentsgebäude in der mazedonischen Hauptstadt Skopje eingedrungen, schwenkten mazedonische Flaggen und sangen die Nationalhymne. Videobilder zeigten umgeworfene Sessel und Kamera-Stative. Nach Angaben der Polizei wurden 102 Personen verletzt, unter ihnen acht Abgeordnete und 22 Polizisten.

Ein AFP-Reporter sah den Oppositionsführer Zoran Zaev mit blutverschmiertem Gesicht in einer aufgebrachten Menschenmenge. Zu den verletzten Abgeordneten gehören auch die Stellvertreterin von Zaev, Radmila Sekerinska. Drei Abgeordnete mussten ins Spital gebracht werden.

Schwere Verletzungen soll laut Medienberichten auch Zijadin Sela, Chef der Allianz für die Albaner, erlitten haben. Medienberichte, wonach er in Lebensgefahr schwebe, erwiesen sich aber als unzutreffend.

"Ich rufe dazu auf, dass die Spannungen sich beruhigen"

Die Demonstranten protestierten gegen den Plan des Sozialdemokraten Zaev, sich mithilfe einer Partei der albanischen Minderheit zum Regierungschef wählen zu lassen. Sie sehen darin eine Gefahr für die Einheit und Souveränität Mazedoniens. Für besonderen Ärger bei den Demonstranten sorgte der Versuch von Zaev und seinen Verbündeten, den albanisch-mazedonischen Politiker Talat Xhaferi zum Parlamentspräsidenten wählen zu lassen.

Mehrere Stunden nach dem Sturm auf die Volksvertretung übernahm die Polizei wieder die Kontrolle über das Gebäude. Etwa 2000 bis 3000 Demonstranten versammelten sich weiterhin vor dem Parlament. Präsident Gjorge Ivanov wandte sich in einer Fernsehansprache an seine Landsleute. "Ich rufe dazu auf, dass die Spannungen sich beruhigen", sagte er und rief zur Gewaltlosigkeit auf. Für Freitag lud er die Parteichefs zu Beratungen über die Lage in sein Büro ein. "Niemand aus dem Ausland kann unsere Probleme lösen", sagte Ivanov.

EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn kritisierte die Erstürmung des Parlaments "auf das Schärfste". Im Kurzbotschaftendienst Twitter schrieb er: "Gewalt hat keinen Platz im Parlament. Die Demokratie muss ihren Lauf nehmen."

Kein mazedonisches Problem, sondern Problem für die Region

Ein Appell zur friedlichen Lösung der Krise kam unterdessen auch vom kürzlich zum Präsidenten gewählten, serbischen Ministerpräsidenten Aleksandar Vucic. Was in Mazedonien vor sich gehe, sei nicht mehr nur ein mazedonisches Problem, sondern ein Problem für die Region. Vucic hat für den heutigen Freitag in Belgrad ein Treffen des Büros für nationale Sicherheit einberufen, um das Problem im benachbarten Land zu besprechen.

(APA)

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