May und Corbyn in der "Schlacht um Downing Street 10"

APA/AFP/POOL/STEFAN ROUSSEAU
  • Drucken

Die Spitzenkandidaten für die Parlamentswahl stellen sich im Fernsehduell. Dabei steht der Brexit im Vordergrund. "Kein Deal ist besser, als ein schlechter", sagt May.

Zehn Tage vor der Parlamentswahl haben sich die britische Premierministerin TheresaMay und Oppositionsführer Jeremy Corbyn im Fernsehen Fragen der Wähler und des Moderators gestellt. Regierungschefin May präsentierte sich in der von Channel 4 und Sky News gemeinsam ausgestrahlten Sendung "Die Schlacht um Downing Street 10" am Montagabend als aus ihrer Sicht beste Verhandlungsführerin für den Brexit.

Mit ihr werde es beim EU-Austritt keine Einigung "um jeden Preis" geben, erklärte sie. Sie würde eher ganz auf einen Austrittsvertrag mit der EU verzichten, als einen schlechten abzuschließen. "Wir werden dort sein, um den richtigen Deal auszuhandeln, aber wie ich schon sagte, kein Deal ist besser als ein schlechter", erklärte May. Großbritannien müsse auch bereit sein, die Verhandlungen zu verlassen.

Wichtig sei, die Kontrolle über die Einwanderung zurückzugewinnen. Wie das Verhältnis zur Europäischen Union aussehen möge, falls es zu einem Brexit ohne vorherige Einigung über dessen genaue Bedingungen kommt, sagte sie nicht. Im Gegensatz dazu erklärte Labour-Chef Jeremy Corbyn, er würde im Falle eines Wahlsiegs sicherstellen, dass es eine Einigung mit der EU geben werde. "Es wird einen Deal geben", betonte Corbyn.

Labour holt in Umfragen deutlich auf

Auch die Sicherheitspolitik war in der Fragerunde ein großes Thema. Nach dem Attentat von Manchester, bei dem vor einer Woche 22 Menschen getötet worden waren, fragte ein Polizist May, warum sie in ihrer sechsjährigen Amtszeit als Innenministerin "verheerende" Stellenstreichungen bei der Polizei vorgenommen habe. Kritik aus dem Publikum bekam May auch für die von den Konservativen geplanten Einschnitte bei Sozialleistungen.

Angesichts des Anschlags betonte Corbyn die Notwendigkeit eines außenpolitischen Wandels. "Wir brauchen eine Außenpolitik weltweit, die es nicht zulässt, dass es große Gebiete ohne effektive Regierung gibt - wie etwa gegenwärtig in Libyen - die zu einem Nährboden für riesige Gefahren für uns alle werden können." Er setzte aber auch auf innenpolitische Themen wie Investitionen in Bildung, Erziehung, Gesundheitssystem und Polizei. Kritik erhielt Corbyn vor allem für seine schwache Führung innerhalb der Partei.

Die oppositionelle Labour-Partei legte in den vergangenen Tagen in Umfragen deutlich zu. Mays Konservative liegen nach den jüngsten Umfragen mit 43 bis 46 Prozent der Stimmen aber weiterhin deutlich vor Labour mit 32 bis 36 Prozent. Eine direktes TV-Duell mit Corbyn hatte May abgelehnt.

Die Briten wählen am 8. Juni ein neues Unterhaus. May hat die Wahlen angesetzt, weil ihre Konservative Partei in den Umfragen einen sehr deutlichen Vorsprung vor der Labour-Partei hatte. Der ist inzwischen aber stark abgeschmolzen. May erhofft sich eine klare Mehrheit und damit vor allem ein starkes Mandat für die Brexit-Verhandlungen.

(APA/dpa/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentar

Kampf um den Rechtsschutz nach dem Brexit

Der Vorschlag von Theresa May für den künftigen Status der EU-Bürger auf britischem Boden liest sich so lang beruhigend, bis man zur letzten Seite gelangt.
Theresa May und Arlene Foster vereinbarten ein Regierungsprogramm.
Außenpolitik

Eine Finanzspritze für Nordirland

Die nordirische DUP unterstützt die Minderheitsregierung von Theresa May. Die Mittel für die Region wurden stark erhöht. Nicht nur der Brexit ist eine Herausforderung für Nordirland.
Außenpolitik

Mays umstrittener Regierungsdeal steht

Die britische Premierministerin und die nordirische DUP-Chefin haben sich auf die Duldung der Minderheitsregierung geeinigt. Nordirland soll nun 1,14 Mrd. Euro erhalten.
Arlene Foster und ihre Vize, Nigel Dodds, klopfen derzeit regelmäßig an die Tür von Downing Street Nummer zehn.
Außenpolitik

Eine britische Minderheitsregierung mit nordirischem Einfluss

Der Starttermin für Brexit-Gespräche mit der EU wackelt. Schatzkanzler Hammond hat sich für einen "weichen Brexit" ausgesprochen und steht damit im Widerspruch zur Premierministerin.
DUP-Chefin Arlene Foster und ihr Stellvertreter Nigel Dodds treffen in der Downing Street zu Gesprächen mit Theresa May ein.
Außenpolitik

London steht vor einem Kurswechsel

Die britische Premierministerin May darf die Regierung führen, aber die Richtung versuchen andere zu bestimmen. Während die Regierungschefin einen harten Brexit propagiert, werden die Rufe nach einem weichen Austritt immer lauter.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.