Nordkorea-Konflikt: "Nicht sicher, dass USA Krieg gewinnen würden"

Kim Jong-und und Donald Trump
Kim Jong-und und Donald TrumpAPA/AFP/SAUL LOEB/ED JONES
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Um Machthaber Kim Jong-un von seinem Nuklearprogramm abzubringen, sollte nicht auf ein Öl-Embargo, sondern auf ein Sechs-Punkte- Sicherheitsabkommen gesetzt werden, sagt Nordkorea-Experten Peter Hayes.

Die USA wollen Nordkorea den Ölhahn abdrehen – als Konsequenz für den vom Regime in Pjöngjang durchgeführten Atomtest. Um dieses Ziel zu erreichen, machen die USA nun Druck auf China, seinerseits die Öl-Lieferungen einzustellen. Ein Vorgehen, das nach Meinung des Nordkorea-Experten Peter Hayes wohl scheitern wird. „Es ist völlig klar, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt den chinesischen Interessen völlig widersprechen würde. Sie würden damit jeden Einfluss, den sie noch auf Nordkorea haben, verlieren“, sagte er im Interview mit dem „Spiegel“.

Zwar könnte Nordkorea den Ölbedarf rasch reduzieren und für Ersatz sorgen, etwa durch Kohle. Außerdem habe das Militär Vorräte angelegt. Wirklich wehtun würde ein Öl-Stopp dem Regime aber erst nach mehr als zwölf Monaten, so Hayes. „Aber selbst dann würde Nordkorea daran nicht zugrunde gehen.“

Um Machthaber Kim Jong-un von seinem Nuklearprogramm abzubringen, sollte eher auf ein Sicherheitsabkommen gesetzt werden. Nach Ansicht des Experten müsste dieses sechs Elemente beinhalten: „die Einrichtung eines regionalen Sicherheitsrates unter Beteiligung aller Länder in Nordostasien; ein Nichtangriffspakt aller am Korea-Konflikt beteiligten Staaten; ein Friedensvertrag für Korea, der das bestehende Waffenstillstandsabkommen ersetzt; eine allmähliche Beendigung aller unilateralen und multilateralen Sanktionen; sowie die Einrichtung einer nuklearwaffenfreien Zone in der Region.“ In anderen Worten: „Nordkorea müsste eine Garantie erhalten, dass es nicht mit Atomwaffen angegriffen wird, wenn es auf den Atommacht-Status verzichtet.“

Auf den von US-Präsident Donald Trumop angedrohten Angriff auf Nordkorea angesprochen, meinte Hayes: „Ein Präventivschlag der USA würde direkt in einen Krieg führen, in dem Nord- und Südkorea in großen Teilen zerstört würden.“ Weiters könnten Alliierte der USA, beispielsweise Japan oder Australien, involviert werden. Auch der Einsatz von Nuklearwaffen wäre denkbar. Hayes: „Wenn man die Ausmaße eines solchen Konflikts betrachtet, an dem dann womöglich auch China beteiligt wäre, muss man sagen: Es ist nicht sicher, dass die USA einen solchen Krieg gewinnen würden.“

>>> Interview im "Spiegel"

(Red.)

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