Der moderate Flügel in Puigdemonts Partei gewinnt an Gewicht. Ex-Minister Santi Vila bringt sich als Spitzenkandidat für die Regionalwahl im Dezember ins Gespräch.
Nach der Anklage gegen den abgesetzten katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont gewinnt der moderate Flügel seiner Partei PDeCAT an Gewicht. Der zuvor für Unternehmen zuständige Minister Santi Vila brachte sich am Dienstag als Spitzenkandidat für die Regionalwahl am 21. Dezember ins Gespräch.
Er stehe für die Unabhängigkeit aus einer gemäßigten Position heraus, sagte Vila dem Radiosender RAC-1. Santi Vila war am Wochenende als Minister zurückgetreten. Er protestierte damit dagegen, dass Puigdemont an den Abspaltungsplänen festhielt, statt einen Kompromiss mit der Regierung in Madrid zu suchen.
Die spanische Zentralregierung hatte Katalonien als Reaktion auf die Unabhängigkeitserklärung unter direkte Verwaltung gestellt und für Dezember Neuwahlen angesetzt. Bereits am Montag signalisierte die Separatistenpartei PDeCat mit der Ankündigung, an der Wahl teilzunehmen, dass sie die Entscheidung Madrids akzeptiert.
"Haben uns etwas einfacher vorgestellt"
Puigdemont hatte am Samstag noch vage zu "friedlichem Widerstand" aufgerufen - und war dann nach Belgien ausgereist. Die Übergabe der Kontrolle an die Zentralregierung verlief ohne Zwischenfälle und auch Proteste in Katalonien blieben aus.
Die Generalsekretärin der PDeCat, Marta Pascal, räumte unterdessen ein, dass in den vergangenen Tagen Fehler gemacht worden seien. Man habe sich den Abspaltungsprozess einfacher vorgestellt, sagte sie dem katalanischen TV-Sender TV-3. "Wir haben getan, was wir tun mussten." Aber als eine internationale Anerkennung ausgeblieben sei und die Lokalpolizei Mossos den Befehlen der Zentralregierung folgen musste, habe das für Ernüchterung gesorgt. "Wir haben uns etwas als sehr einfach vorgestellt, was vielleicht nicht so einfach ist - aber es war möglich", bekräftigte Pascal.
(APA/dpa)