Slowenien: Platzhirsch knapp vor Ex-Komiker

Borut Pahor und Marjan Šarec (r.).
Borut Pahor und Marjan Šarec (r.).(c) REUTERS
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Das Ziel des lustlosen Wahlkampfmarathons um die Präsidentschaft ist in Sicht: Der Vorsprung von Amtsinhaber Pahor ist allerdings geschrumpft.

Belgrad/Ljubljana.Es war ein zäher Marathon in Richtung der slowenischen Präsidentschaft. Ob es im Finale, der Stichwahl am Sonntag, noch einmal spannend wird, hängt in erster Linie von der Wahlbeteiligung ab – und die dürfte allen Prognosen zufolge eher niedrig ausfallen. Das wiederum könnte ein Problem für den Amtsinhaber, den mittlerweile parteilosen Ex-Sozialdemokraten Borut Pahor werden, dem zwar weiterhin ein Sieg prognostiziert wird, dessen Vorsprung auf seinen Konkurrenten allerdings geschrumpft ist. Pahor (54) tritt gegen Marjan Šarec (39) an, den parteilosen Bürgermeister der Kleinstadt Kramnik. Šarec hatte sich als Komiker und Imitator von Politikern einen Namen gemacht.

Die letzten Umfragen sagen Staatschef Pahor mit 53 bis 56 Prozent einen geringeren Vorsprung als erwartet auf seinen Herausforderer voraus. Im Lager des Amtsnhabers herrscht denn auch spürbare Nervosität. Diese geht nicht nur auf Sloweniens eher unberechenbaren Wählerwillen zurück. Der Grund ist, dass Pahor insgesamt eher ramponiert aus dem Stimmenstreit hervorgeht.

Schon im ersten Wahlgang vor drei Wochen hatte der begnadete Selbstvermarkter nämlich überraschenderweise nur 47,2 Prozent erreicht und damit den Durchmarsch zur Wiederwahl verpasst. Doch weniger die Verlängerung der Wahl als die zum Teil sehr heftige Kritik der Öffentlichkeit an seiner „apolitischen“ und inhaltsleeren Amtsführung lassen Pahors Dauerlächeln mittlerweile etwas bemüht aussehen. Auch wenn er den erwarteten Arbeitssieg einfährt, hat der „Instagram-Präsident“ schon vor einer etwaigen zweiten Amtszeit merklich an Glanz verloren.

Alles drängt sich in der Mitte

Optimistisch bis zuletzt gab sich hingegen Marjan Šarec, der im ersten Wahlgang 24,8 Prozent der Stimmen erreichte und damit das Duell mit Pahor erzwingen konnte. Ähnlich wie Borut Pahor hat sich auch Šarec in Sloweniens politischer Mitte positioniert: Wie der Amtsinhaber kann Herausforderer Šarec darum nur bedingt auf die Stimmen der Anhänger der im ersten Wahlgang ausgeschiedenen Rechtskandidaten zählen.

Politneuling Šarec kritisiert zwar die Art der Amtsführung Pahors, vermochte sich bisher im Wahlkampf allerdings mit dem vagen Plädoyer für einen Generationenwechsel inhaltlich kaum von seinem Rivalen zu unterscheiden. Daher dürfte Šarec wohl auch verdrossene Protest- und Jungwähler nicht in ausreichender Zahl für einen Sensationssieg mobilisieren können. Doch schon mit dem Einzug in die Stichwahl ist dem Lokalpolitiker ein erstaunlicher Achtungserfolg geglückt.

Sollte Šarec in der Stichwahl wie von allen Meinungsforschern prognostiziert mehr als 40 Prozent der Stimmen erzielen, hat sich der ursprüngliche krasse Präsidentschafts-Außenseiter endgültig für die Parlamentswahl 2018 positioniert. Denn der Zuspruch für die liberale Regierungspartei SMC von Premier Miro Cerar ist deutlich rückläufig. Damit tun sich in der sehr beweglichen Mitte von Sloweniens ohnedies wandlungsfreudigem Parteienspektrum neue Möglichkeiten auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2017)

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