Deutschland schränkt diplomatische Beziehungen zu Nordkorea ein

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Berlin zieht einen deutschen Diplomaten aus der nordkoreanischen Hauptstadt ab. Ein Aufruf der USA an die Staatengemeinschaft das Land komplett zu isolieren, verhallt.

Nach dem jüngsten Raketentest Nordkoreas schränkt Deutschland seine diplomatischen Beziehungen zu dem ostasiatischen Land ein. Ein deutscher Diplomat - aber nicht der Botschafter - wird aus der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang abgezogen, wie der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel am Donnerstag bei seinem Besuch in Washington sagte. Den Abzug des Diplomaten teilte das Auswärtige Amt in Berlin dem nordkoreanischen Botschafter bereits am Mittwoch mit - also noch vor der US-Forderung an alle Länder, ihre diplomatischen sowie Handelsbeziehungen mit Pjöngjang abzubrechen.

Der deutsche Botschafter in Pjöngjang, Thomas Schäfer, zählt zu den erfahrensten westlichen Diplomaten in Nordkorea. Er war schon von 2007 bis 2010 Botschafter dort und kehrte 2013 in die nordkoreanische Hauptstadt zurück. Die DDR hatte von 1949 bis 1990 diplomatische Beziehungen zu Nordkorea, die Bundesrepublik Deutschland seit 2001. In dem recht großen Botschaftsgebäude, der früheren DDR-Botschaft, sind sieben andere Länder mit Botschaftern oder ständigen Vertretern untergebracht.

Die Amerikaner setzen auf eine Isolation Nordkoreas, das in den letzten Monaten mehrere Raketen- und Atomtests durchgeführt hat. Deutschland will den Gesprächsfaden dagegen aufrechterhalten und alle Kanäle nutzen, um zu Fortschritten in dem Atomstreit zu kommen. Die deutsche Regierung unterstützt allerdings die Sanktionen gegen Nordkorea.

Russland: USA provoziere Pjöngjang zu extremen Schritten

Die internationale Staatengemeinschaft erteilte den Forderungen der USA nach einer kompletten Isolation Nordkoreas eine Absage: Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärte am Donnerstag russischen Nachrichtenagenturen zufolge, das Vorgehen der USA sei geeignet, Nordkorea zu extremen Schritten zu provozieren. Sollten die USA einen Vorwand suchen, das Land zu zerstören, sollten sie dies klar sagen.

Auch Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn lehnte die US-Forderung ab. "Bis jetzt war die Linie ganz klar", sagte er der ARD. Europa sei den UNO-Sanktionen gefolgt und habe eigene Strafmaßnahmen verhängt, zugleich aber Gesprächskanäle offengelassen. Er glaube daher auch jetzt, dass nicht alle Botschaften geschlossen werden sollten. "Wenn alles geschlossen wird, alle Dämme gebrochen sind, dann bleibt ja nur eines: Dass man dann mit Gewalt reagiert. Und das kann ja auch nicht gehen."

In einer Sitzung des Sicherheitsrats in New York am Mittwoch forderten die USA insbesondere auch China auf, seine Öllieferungen an das benachbarte Nordkorea zu stoppen. "China muss mehr tun", sagte UNO-Botschafterin Nikki Haley. Chinas Präsident Xi Jinping habe die Chance, "das Richtige zum Vorteil aller Länder zu tun". Andernfalls könnten die USA die "Öl-Situation selbst in die Hand nehmen". Konkrete Schritte als Reaktion auf den Test, mit dem Nordkorea erneut gegen UNO-Resolutionen verstoßen hat, beschloss der Sicherheitsrat nicht.

China reagierte zurückhaltend auf die Forderung der USA. Peking sei stets dafür eingetreten, die vom UNO-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktionen umzusetzen, sagte Außenamtssprecher Geng Shuang am Donnerstag in Peking. Eine Lösung des Konflikts müsse mit "Verhandlung und Dialog" erreicht werden. Ein militärisches Eingreifen sei keine Option. Im Einklang mit bisherigen UNO-Sanktionen hatte China seine Öllieferungen an Nordkorea im Oktober beschränkt, aber nicht komplett eingestellt.

Experten bescheinigen Nordkorea deutliche Fortschritte

Es war Nordkoreas 19. Raketentest in diesem Jahr; im September hatte das Land zudem zum sechsten Mal einen Atomtest unternommen. "Dieser Start ist absolut inakzeptabel", sagte Japans UNO-Botschafter Koro Bessho im Sicherheitsrat. "Wir haben Glück, dass niemand verletzt wurde." Die Rakete stürzte ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer). Die Hwasong-15 war laut den Angaben Nordkoreas 4.475 Kilometer in die Höhe und 950 Kilometer weit in Richtung Osten geflogen.

Das südkoreanische Militär hält es für denkbar, dass das tatsächlich ein neuer Raketentyp gewesen sein könnte. Das sagte ein Sprecher des Generalstabs laut der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap. Demnach gibt es Unterschiede zum Vorgängertyp Hwasong-14, den Nordkorea im Juli getestet hatte. Experten zweifelten bisher, ob Nordkorea in der Lage ist, einen so kleinen Atomsprengkopf zu fertigen, dass er auf eine Rakete passt.

Experten bescheinigten Nordkorea nach der Auswertung von Fotos und Videoaufnahmen deutliche Fortschritte. "Das ist eine sehr große Rakete", erklärte Michael Duitsman von dem Center for Nonproliferation Studies. "Nur wenige Staaten können Raketen dieser Größe bauen, und Nordkorea ist gerade Mitglied in diesem Klub geworden." Joseph Bermudez von 38 North sprach von einem "methodischen und pragmatischen" Vorgehen Nordkoreas bei seinem Raketenprogramm.

(APA/dpa)

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