Nationalisten übernehmen Ruder auf Korsika

Wahlsieger Jean-Guy Talamoni
Wahlsieger Jean-Guy TalamoniAPA/AFP/PASCAL POCHARD-CASABIANC
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Wahlsieger Talamoni zum Chef der Regionalversammlung gewählt. Die Nationalisten streben eine größere Autonomie an, wollen indes anders als die Katalanen in Spanien keine Loslösung vom Gesamtstaat.

Gut drei Wochen nach der Regionalwahl auf Korsika übernehmen die Nationalisten das Ruder auf der zu Frankreich gehörenden Insel: Ihr Vertreter, Jean-Guy Talamoni, wurde am Dienstag an die Spitze der neuen Regionalversammlung in Ajaccio gewählt. Für ihn stimmten 40 der 63 Abgeordneten.

Talamoni gehört zu dem nationalistischen Bündnis Pe a Corsica (Für Korsika), das bei der Wahl am 10. Dezember gut 56 Prozent der Stimmen errungen hatte. Der Spitzenkandidat des Bündnisses, Gilles Simeoni, sollte noch am Dienstag zum Präsidenten des elfköpfigen Exekutivrats gewählt werden, der korsischen Regionalregierung.

Die Nationalisten streben eine größere Autonomie für die Heimatinsel des früheren Kaisers Napoleon an. Anders als die Katalanen im Nachbarland Spanien wollen sie aber derzeit keine vollständige Loslösung von Frankreich, nicht zuletzt wegen der Abhängigkeit von staatlichen Geldern.

In früheren Jahren, namentlich von Mitte der 1970er bis weit in die 1990er, hatten korsische Nationalisten auch mit Gewalt, speziell mit Bombenanschlägen und Morden, für die Unabhängigkeit der Insel gekämpft. Im Sommer 1982 etwa flog ein Restaurant, das Festlandfranzosen und Chinesen gehörte, nahe des österreichischen Feriendorfes "Zum störrischen Esel" nahe Calvi in die Luft. Das Lokal hatte zum Tatzeitpunkt am frühen Morgen geschlossen. Im Juli 1998 wurde der Präfekt der Insel, Claude Erignac, in Ajaccio ermordet.

(AFP)

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