Donald Trump, ein Präsident im Verteidigungsmodus

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US-Präsident Donald Trump möchte seine Agenda für 2018 forcieren. Doch nach Veröffentlichung des Enthüllungsbuches „Fire And Fury“ muss er Mitarbeiter ausschicken, um Zweifel an seiner Eignung fürs Präsidentenamt zu zerstreuen.

Wien/Washington. Eigentlich hatte Donald Trump sein Team neulich zu einer Klausur im Präsidentenrefugium Camp David in den abgeschiedenen Wäldern Marylands vor den Toren Washingtons versammelt, um sie auf seine Agenda für 2018 einzuschwören – den Mauerbau etwa oder die neuerliche Anhebung des Schuldenlimits in Washington zur Abwendung einer Budgetkrise. Doch es drehte sich alles um Michael Wolffs Bestseller „Fire And Fury“, das auf Deutsch am 19. Februar erscheinen soll.

Mitch McConnell, der Senatsführer der Republikaner, postete ein Foto, auf dem er bis über beide Ohren strahlt. Er gilt als Intimfeind Stephen Bannons, insbesondere seit der Kontroverse um Roy Moore, den umstrittenen, von Bannon forcierten und unterlegenen Kandidaten für die Senatswahl in Alabama. „Was für ein Genie“, entfuhr es McConnell nach der Schlappe Bannons, der heuer eine Reihe von erzkonservativen Politikern bei der Kongresswahl im Herbst unterstützt, die der Parteielite nicht zu Gesicht stehen.

Trump schickte unterdessen mehrere Minister und Berater in die Talkshows, darunter Außenminister Rex Tillerson, CIA-Chef Mike Pompeo und Senator Lindsey Graham, die die von Wolff in seinem Enthüllungsbuch erhobenen Vorwürfe entkräften und die Zweifel an seiner geistigen und gesundheitlichen Eignung für das Präsidentenamt zerstreuen sollten.

Am eifrigsten zeigte sich dabei Stephen Miller in der CNN-Show „State of the Union“ hervor. Er verteidigte Trump mit einer solchen Vehemenz als „politisches Genie“, dass ihn Moderator Jake Tapper nach einem längeren Monolog schließlich abwürgte. Das Interview sei Zeitverschwendung und nur an eine einzige Person gerichtet, wie er insinuierte – an Donald Trump. „Willkommen zurück auf dem Planeten Erde“, sagte Tapper am Ende.

Kurz darauf twitterte Trump bereits sein Lob für Miller und seinen Tadel für Tapper: Der „CNN-Lakai“ sei von Miller „vernichtet“ worden. Zugleich hatte sich Miller gegen Bannon gewandt, seinen früheren Mentor. Wie Bannon verfolgt Miller eine nationalistische Agenda, die ihren Ausdruck in der Inaugurationsrede Trumps und dem Credo „America first“ fand. Miller verfasste kürzlich auch Trumps sicherheitspolitische Grundsatzrede.

Bannstrahl für Bannon

Während die Debatte um den 25. Zusatzartikel zur Verfassung zunimmt, die eine wenig wahrscheinliche Amtsenthebung des Präsidenten wegen gesundheitlicher und psychischer Gründe erlaubt, meldete sich Bannon mit einer Quasientschuldigung zu Wort. Trump hatte nach den Zitaten seines Ex-Chefstrategen im Wolff-Buch mit ihm gebrochen: „Er hat nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen Verstand.“ Seither bezeichnet Trump ihn salopp als „Sloppy Steve“, als „schlampigen Steve“. Nun erklärte Bannon, seine Kritik zielte nicht auf den Trump-Sohn Don jr. ab, sondern auf Paul Manafort, seinen Vorgänger als Wahlkampfmanager mit besten Verbindungen nach Russland.

Seine Unterstützung für Trumps Politik sei ungebrochen, teilte Bannon in einer schriftlichen Erklärung mit. Bannon fürchtet weniger den Bannstrahl Trumps, als vielmehr um seine Zukunft als Chef des ultrarechten Onlineportals Breitbart News und als Chefideologe. Die Milliardärin Rebekah Mercer entzog ihm die Unterstützung. Sie hatte ihn auch für Trumps Wahlkampfteam empfohlen.

Für kurze Aufregung sorgte ein Brand im Trump Tower, der auf einen Defekt in einem Apartment zurückging. Trump-Sohn Eric gab Entwarnung. Neues Ungemach für den Präsidenten droht am 1. Mai, Erscheinungsdatum eines neuen Enthüllungsbuchs: Ex-FBI-Chef James Comey schildert darin die Hintergründe für seine Entlassung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2018)

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