„Er will die USA wieder weiß machen“

Fühlt sich einsam und missverstanden: US-Präsident Trump dementiert, arme Herkunftsländer von Einwanderern „Dreckslöcher“ genannt zu haben.
Fühlt sich einsam und missverstanden: US-Präsident Trump dementiert, arme Herkunftsländer von Einwanderern „Dreckslöcher“ genannt zu haben.(c) APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI (BRENDAN SMIALOWSKI)
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Trump soll arme Herkunftsstaaten von Migranten „Dreckslöcher“ genannt haben: UNO und US-Politiker sprachen von „Rassismus“ – worauf der Präsident seine Aussagen dementierte.

Washington. Als CNN-Moderator Jake Tapper am Donnerstag einen Bericht aus dem Weißen Haus ansagte, warnte er: „Wenn Sie mit Kindern zuschauen, sollten Sie in den nächsten 35 Sekunden den Ton abschalten.“ Tapper hielt den Hinweis für nötig, weil sich der US-Präsident zum sensiblen Thema der Einwanderungspolitik geäußert hatte. „Warum lassen wir all die Leute aus diesen Dreckslöchern hierherkommen?“, hatte Donald Trump bei einem Treffen mit Kongresspolitikern laut übereinstimmenden Medienberichten gefragt, als die Rede von Menschen aus Haiti, El Salvador, Nicaragua, Honduras und aus Afrika war.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Trump bei Äußerungen über Einwanderer aus armen Staaten mit vorwiegend dunkelhäutiger Bevölkerung in die unterste Schublade greift. So sagte er im Vorjahr, Immigranten aus Nigeria würden niemals wieder „in ihre Hütten zurückkehren“, wenn sie einmal in den USA seien. Nun schlug er angeblich vor, Amerika solle lieber Einwanderer aus dem reichen und weißen Norwegen aufnehmen. Auch mit Migranten aus Asien könnte er sich zur Not anfreunden, denn die helfen der US-Wirtschaft.

Afro-amerikanische Politiker warfen dem Präsidenten Rassismus vor. Trumps Motto müsste statt „Amerika wieder groß machen“ eigentlich „Amerika wieder weiß machen“ heißen, sagte der Abgeordnete Cedric Richmond. Auch Republikaner kritisierten den Präsidenten. Trumps Verhalten sei inakzeptabel, so die Abgeordnete Mia Love, deren Familie aus Haiti kommt. Auch die UNO sprach von „rassistischen“ Äußerungen über Länder mit nicht-weißer Bevölkerung.

Trump rudert zurück

Nachdem er die Berichte über seine vulgäre Wortwahl zunächst unkommentiert gelassen hatte, ruderte Trump am Freitag angesichts der Welle der Empörung zurück. Beim Treffen sei drastisch formuliert worden, doch er habe das Schimpfwort nicht benutzt, schrieb er auf Twitter. Für Trumps Gegner ist das Dementi wenig überzeugend. Bereits im Sommer hatte sich Trump mit der Relativierung rechtsradikaler Gewalt in Charlottesville dem Vorwurf ausgesetzt, Neonazis zu hofieren. Zuvor hatte er die These unterstützt, Barack Obama, der erste schwarze US-Präsident, sei kein richtiger Amerikaner und illegal im Amt.

Besonders beim Thema Einwanderung will Trump seinen rechtsgerichteten Anhängern signalisieren, dass er angesichts von Forderungen nach mehr Toleranz hart bleibt. Bei Verhandlungen mit den Demokraten will er unter anderem den Bau der Mauer an der Grenze zu Mexiko durchsetzen. Der Präsident kämpfe „für das amerikanische Volk“, während andere Politiker in Washington das Wohl anderer Länder im Sinn hätten, erklärte das Weiße Haus nach Bekanntwerden der „Drecksloch“-Bemerkung. In der Erklärung wurde nicht bestritten, dass Trump den Begriff benutzte. Noch vor wenigen Tagen hatte Trump seine Anhänger mit der Feststellung verstört, er sei zu Kompromissen in der Einwanderungsfrage bereit und werde sich der Kritik seiner Wähler stellen. Die Ankündigung hatte in rechtsgerichteten Kreisen Entsetzen ausgelöst.

Bei den Verhandlungen über das Thema Immigration geht es um die Mauer und um die rund 800.000 „Dreamers“, die als Kinder illegaler Einwanderer in die USA kamen und die nach Trumps Willen ihre bisherige Duldung verlieren sollen. Der Präsident hat zudem die Ausweisung von 200.000 Menschen aus El Salvador angekündigt. Selbst 7000 Flüchtlinge aus Syrien könnten schon bald in ihr Heimatland zurückgeschickt werden.

Republikaner und Demokraten hatten sich auf Eckpunkte einer Lösung im Einwanderungsstreit geeinigt: „Dreamers“ könnten in den USA bleiben, Trump würde dafür drei Mrd. Dollar zusätzlich für die Grenzsicherung erhalten. Unklar ist aber, ob Trump zustimmt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2018)

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