Russland-Affäre: Beugte sich FBI-Vizechef Trumps Druck?

FILE PHOTO: FBI Deputy Director McCabe pauses while testifying before a Senate Intelligence Committee hearing on the Foreign Intelligence Surveillance Act on Capitol Hill in Washington
FILE PHOTO: FBI Deputy Director McCabe pauses while testifying before a Senate Intelligence Committee hearing on the Foreign Intelligence Surveillance Act on Capitol Hill in Washington(c) REUTERS (Kevin Lamarque)
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Andrew McCabe stand schon länger in der Schusslinie von US-Präsident Donald Trump. Er war Vertrauter von Ex-FBI-Chef Comey, den der US-Präsident rund um die möglichen Russland-Verstrickungen seines Wahlkampfteams feuerte.

Der stellvertretende FBI-Chef Andrew McCabe, der US-Präsident Donald Trump offenbar ein Dorn im Auge war, tritt zurück. Wie am Montag aus Regierungskreisen in Washington bekannt wurde, beendete der 49-Jährige mit sofortiger Wirkung seine Arbeit und ließ sich freistellen. Offiziell wird McCabe im März bei der Bundespolizei angestellt sein.

Ob McCabes Rücktritt mit dem Druck zu tun hat, unter den ihn laut Medienberichten der Präsident seit Monaten gesetzt haben soll, blieb unklar. Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte, die Rücktrittsentscheidung sei "nicht im Weißen Haus getroffen worden".

Vertrauter von James Comey

McCabe, der mehr als zwei Jahrzehnte lang für die Bundespolizei arbeitete, gilt als ein Vertrauter des früheren FBI-Direktors James Comey. Trump hatte Comey im Mai überraschend gefeuert. Der Präsident begründete den Rauswurf damals unter anderem mit den FBI-Ermittlungen zur Russland-Affäre - also zu möglichen illegalen Kontakten des Trump-Teams nach Moskau in der Zeit vor Amtsantritt des Präsidenten. McCabe war damals einer der FBI-Beamten, den Comey ins Vertrauen zog.

Nach Comeys Entlassung übernahm McCabe dann kommissarisch die Behördenleitung, bis im August der neue FBI-Chef Christopher Wray sein Amt antrat. Trump nahm McCabe jedoch früh ins Visier. Hinter den Kulissen soll er ihn als Mann der oppositionellen Demokraten bezeichnet haben.

Innerhalb der Behörde galt McCabe als FBI-Mann eines neuen Schlages, von Comey für seinen Intellekt und sein Management geschätzt, während einige Kollegen McCabe als zu wenig traditionell und in Operationen unerfahren ansahen, schrieb die "New York Times".

Umstrittene Kampagne von McCabes Ehefrau

McCabe war zuletzt ein zentraler Verantwortlicher in den Fällen rund um die Russland-Affäre und um Hillary Clintons privaten E-Mail-Server.

Die "Washington Post" berichtete in der vergangenen Woche, dass McCabe kurz nach Comeys Rauswurf vom Präsidenten gefragt worden sei, wen er bei der Präsidentenwahl 2016 gewählt habe. Eine solche Frage stellt einen Tabubruch dar - zumal die Ermittlungsbehörden ihre Arbeit in weitgehender Unabhängigkeit vom Weißen Haus verrichten sollen. McCabe antwortete dem Bericht zufolge seinerzeit, dass er nicht gewählt habe.

Trump machte der Zeitung zufolge bei dem Gespräch mit McCabe im Oval Office im Weißen Haus auch seinem Ärger darüber Luft, dass dessen Frau den Demokraten angehört und Spendengelder von einer der früheren Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton nahestehenden Organisation erhalten hatte. Jill McCabe hatte 2015 für einen Sitz im Regionalparlament des US-Staats Virginia kandidiert, bei der Wahl aber verloren. Andrew McCabe trat seinen Posten als FBI-Vize erst nach dem Wahlverlust seiner Frau an.

Neuer FBI-Chef drohte mit Rücktritt

McCabe habe das Oval-Office-Gespräch mit dem Präsidenten als "beunruhigend" empfunden, zitierte die "Washington Post" einen früheren Regierungsmitarbeiter. Trump wiederum ventilierte auch später immer wieder seine Frustration über McCabe - dies teilweise auch öffentlich. So kritisierte der Präsident beispielsweise im Juli im Kurzbotschaftendienst Twitter seinen Justizminister Jeff Sessions dafür, dass dieser den "Comey-Freund" McCabe nicht von der FBI-Spitze entfernt habe.

Trump und Sessions sollen in den vergangenen Wochen den Druck auf FBI-Chef Christopher Wray massiv erhöht haben, Umbesetzungen auf der oberen Führungsebene vorzunehmen. Beamte aus der Comey-Zeit sollten gegen neue Leute ausgetauscht werden. Laut Medienberichten der vergangenen Woche ging das so weit, dass Wray mit seinem Rücktritt gedroht habe.

(APA/AFP/dpa/Red.)

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