Kneissl und das „rote“ Tuch der Saudis

Außenministerin Karin Kneissl
Außenministerin Karin Kneissl APA/GEORG HOCHMUTH
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Außenministerin Karin Kneissl traf ihren Amtskollegen aus Riad.

Wien. Abdel al-Jubeir lässt keine Gelegenheit verstreichen, um nicht gegen den Erzrivalen Iran mobil zu machen. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos schlug der saudische Außenminister gegen die „Kräfte der Finsternis“ Alarm – und meinte das Mullah-Regime in Teheran. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz am Wochenende warnte er – im Gleichklang mit Israels Premier, Benjamin Netanjahu – neuerlich vor dem „Terrorexport“ aus dem Iran und den Risken des Atompakts mit Teheran.

Beim Gespräch mit Außenministerin Karin Kneissl in Wien ging es am Montag neben einer ersten Tuchfühlung um den Konflikt im Jemen und die Möglichkeiten für eine Friedenslösung, wie aus dem Außenministerium verlautete. Vor dem Hintergrund des Stellvertreterkriegs zwischen Saudiarabien und dem Iran, den Hegemonialmächten am Persischen Golf, wirft Jubeir dem Regime in Teheran vor, Waffen an die Houthi-Rebellen im Jemen zu liefern. Abgefeuert von Houthi-Stellungen fliegen iranische Raketen zuweilen auch den Saudis um die Ohren.

Selbst im Visier des Iran

Der 56-jährige Chefdiplomat der Saud-Dynastie, ein enger Berater des verstorbenen Königs Abdullah, ist die Bedrohung durch den Iran auch ganz persönlich unter die Haut gegangen. Laut US-Behörden hat der Iran mithilfe des mexikanischen Drogenkartells Los Zetas 2011 ein Attentat auf Jubeir, den damaligen saudischen Botschafter in den USA, in Washington ausgeheckt. Das abenteuerliche Komplott flog indessen vorzeitig auf.

Es gab also einiges zu bereden mit der österreichischen Außenministerin, einer ausgewiesenen Nahost-Expertin – zumal sich Vorgänger Sebastian Kurz einiges zugute hält auf das in der Wiener UNO-City unterzeichnete Atomabkommen. Der Kampf gegen Terrorismus und Extremismus sowie die Menschenrechtslage in Saudiarabien kamen zur Sprache – und womöglich das umstrittene König-Abdullah-Zentrum. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2018)

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