Bosniens Großmufti: „Einige Ängste“ zu Österreichs Politik

Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) und der Großmufti Husein Kavazovic am Freitag, 23. Februar 2018, vor Beginn einer Unterredung in Sarajevo.
Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) und der Großmufti Husein Kavazovic am Freitag, 23. Februar 2018, vor Beginn einer Unterredung in Sarajevo.APA/BMEIA/ANGELIKA LAUBER
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Außenministerin Kneissl beendete ihren zweitägigen Besuch in Sarajevo mit einem Besuch bei Religionsvertretern.

Bosniens Großmufti Husein Kavazovic hat betont, dass es in seinem Land "einige Ängste" gebe, Österreich könnte seine Politik in Bosnien und auf dem Balkan ändern. Es sei aber gut gewesen zu hören, dass Österreich weiterhin zur Souveränität des Landes und den Volksgruppen ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit stehe, so Kavazovic am Freitag nach einem Treffen mit Außenministerin Karin Kneissl.

Kneissl beendete ihren zweitägigen Besuch in Sarajevo am Freitag mit einem Besuch bei Religionsvertretern - neben Kavazovic auch bei Kardinal Vinko Puljic sowie bei Metropolit Hrisostom. Kneissl hatte mehrmals betont, dass Österreich für eine gesamtstaatliche Lösung in Bosnien-Herzegowina steht. Kavazovic nannte die konkrete Ursache für die "Ängste" in seiner Stellungnahme nicht. Zuletzt hatten aber unter anderem Aussagen von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) zur Unabhängigkeit der Republika Srpska und des "Kosovo als Teil Serbiens" für Aufsehen gesorgt.

Religiöse Radikalisierung in Bosnien

In einem Statement für die Tageszeitung "Kurier" und die APA teilte der Sprecher des Großmuftis auf eine entsprechende Frage nach dem Treffen mit, dass die islamische Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina das Thema Radikalisierung "sehr ernst" nehme. So wurde beispielsweise 2016 eine Strategie entworfen, wie mit der "seltsamen Interpretation von Glauben" umgegangen werden kann. Diese Woche startete zudem ein von der EU unterstütztes Projekt zur "Verhinderung von Radikalisierung, die zu gewaltsamem Extremismus" führt.

Die islamische Gemeinschaft beobachte die Entwicklungen sehr genau und dabei habe sich herausgestellt, dass das "Phänomen" der religiösen Radikalisierung in Bosnien nicht stärker, sondern eher schwächer werde. Paramilitärische Gruppierungen hätten Schwierigkeiten, Anhänger zu finden und salafistische Prediger hätten eine weniger harte Rhetorik als früher. "Wir bleiben aber weiterhin wachsam", versicherte der Sprecher.

Bosnien und seine islamische Community könnte außerdem als Berater für andere europäische Länder fungieren, da es langjährige Erfahrung mit der Administration religiöser Angelegenheiten in säkularen Staaten habe und viele Länder der EU nun selbst einen Anstieg der muslimischen Bevölkerung verzeichnen, so der Sprecher.

(APA)

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