Trumps Userdaten-Zugriff bringt Facebook in Bedrängnis

Der Trump-Wahlkampf setzte auf Facebook-Daten und gezielte Daten.
Der Trump-Wahlkampf setzte auf Facebook-Daten und gezielte Daten.REUTERS
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Trumps Kampagnen-Team soll per App Daten von 50 Millionen Facebook-Usern gesammelt haben und gezielte Botschaften verschickt haben. Facebook sperrt die Firma aus, bleibt genaue Information aber schuldig.

Wie kam es dazu, dass eine politische Datenanalyse-Firma mit Verbindungen zur Kampagne vom jetzigen US-Präsident Donald Trump Informationen von mehr als 50 Millionen Facebook-Usern bekommen konnte? Diese Frage beschäftigte am Wochenende Anwälte in den USA und in Großbritannien - und natürlich Facebook, das erneut seine Datenschutz-Politik erklären musste.

Facebook hat die Datenanalyse-Firma "Cambridge Analytica", der eine wichtige Rolle beim Wahlsieg von Donald Trump nachgesagt wird, ausgesperrt. Cambridge Analytica (gegründet von Trumps Ex-Berater Steve Bannon sowie Trump-Unterstützer und Großspender Robert Mercer) und ihre Dachgesellschaft SCL hätten entgegen früheren Zusicherungen bis 2015 gesammelte Informationen über Facebook-Nutzer nicht gelöscht, erklärte das Online-Netzwerk zur Begründung.

Cambridge Analytica soll der Trump-Kampagne entscheidend dabei geholfen haben, mit als Werbung geschalteten gezielten Botschaften bei Facebook seine Anhänger zu mobilisieren und zugleich potenzielle Wähler der Gegenkandidatin Hillary Clinton vom Urnengang abzubringen.

Auf welche Daten wurde zugegriffen?

Über das Ausmaß des Datenzugriffs gibt es jedoch unterschiedliche Angaben. Das "New York Times" berichtete am Wochenende unter Berufung auf frühere Mitarbeiter von Cambridge Analytica, die Firma habe Zugriff auf Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Mitgliedern ohne deren Zustimmung erhalten. Aus den Erklärungen von Facebook geht hervor, dass allerdings beim absoluten Großteil dieser Nutzer nur Grund-Informationen zum Profil zugänglich gewesen seien.

Das wesentliche Werkzeug zur Daten-Generierung von Cambridge Analytica war eine 270.000 Mal herungeladene Umfragen-App. Die scheinbar harmlose App mit dem Namen "thisisyoudigitallife" zahlte Usern im Jahr 2014 kleine Summen im Gegenzug für das Ausfüllen eines Persönlichkeitstests und dem Zugriff auf einige private Daten und Daten von Facebook-Freunden, was Facebook damals noch erlaubte. Für Facebook war die App allerdings ein Täuschmanöver. Denn ihr Intiator, Professor Alexandr Kogan von der Cambridge-Universität, sei Zugriff auf die Facebook-Daten gewährt worden. Dann habe aber Kogan "uns belogen" und Daten an Cambridge Analytica und SCL sowie den Datenanalytiker Christopher Wylie weitergegeben, erklärte Facebook.

Millionen Personen betroffen

Zusätzlich zu den Informationen der Nutzer, die direkt an der Umfrage teilnahmen, bekam die App eingeschränkten Zugang zu Profildaten ihrer Facebook-Freunde, die entsprechend lockere Datenschutz-Einstellungen haben, erklärte das Online-Netzwerk. Das ist in solchen Fällen bei Online-Plattformen oft üblich und könnte die Zahl von Millionen in Mitleidenschaft gezogenen Mitgliedern erklären. Es wären aber deutlich weniger wertvolle Informationen. Facebook machte seinerseits keine Angaben zur Gesamtzahl der betroffenen Nutzer.

Der 28-jährige Christopher Wylie tritt jetzt als Whistleblower auf und legte Informationen zur Zusammenarbeit mit Cambridge Analytica unter anderem der "New York Times" und der britischen Zeitung "Guardian" offen. Wylies Unterlagen enthüllen eine noch tiefere Verstrickung von Cambridge Analytica in den Wahlkampf als bisher bekannt: So habe die Firma Wikileaks Hilfe bei der Verbreitung der gestohlenen E-Mails von Hillary Clinton angeboten. Sie waren nach Erkenntnissen westlicher Sicherheitsbehörden von russischen Hackern gestohlen worden und ihre Veröffentlichung trug mit dazu bei, dass Trump die US-Präsidentenwahl im November 2016 gewann.

Dass Facebook die geschädigten User nicht über die Weitergabe von Daten informierte, könnte nun zu rechtlichen Problemen in Großbritannien und den USA führen.

>> Zum Artikel in der "New York Times"

(APA/dpa/Red.)

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