Deutschland: AfD stolpert über Islam-Debatte

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Die rechtspopulistische Partei will sich die neu entflammte Diskussion, ob der Islam zu Deutschland gehöre, zu Nutze machen. Doch der Versuch scheitert.

Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) ist über die neu enflammte Islam-Debatte in Deutschland gestolpert. Der Berliner Zweig der Partei veröffentlichte eine Umfrage im Internet, ob der Islam zum Land gehöre. Die Frage stieß auf rege Beteiligung im Internet - doch mit einem für die AfD ungünstigen Ergebnis.

Screenshots zufolge antworteten 83 Prozent der mehr als 20.000 Teilnehmer mit "Ja", der Islam gehöre zu Deutschland. Das widerspricht jedoch der Parteilinie. Am Dienstag war das Umfrageergebnis auf dem Twitter-Account der Partei nicht mehr auffindbar, berichtet die "Welt".

Der Chef der Berliner Grünen Werner Graf kritisierte die Löschaktion der Partei auf der Kurznachrichtenplattform. "Der Fall zeigt, dass diejenigen, die immer schreien 'Wir sind das Volk', sich wegducken, wenn sie merken, dass sie gar nicht das Volk repräsentieren", meinte er. Ein Sprecher der AfD bedauerte die Löschung der Inhalte später, stellte aber den Vorwurf der Manipulation in den Raum.

Eine Erklärung für das unerwartete Ergebnis könnte jedoch ein Posting des NDR-Satiremagazins "Extra3" gewesen sein. Die Sendung hatte am Montag auf die Befragung hingewiesen und getwittert. "Liebe Gutmenschen und Zwangsgebührenzahler, habt ihr Lust, bei einer AfD-Umfrage mitzumachen?"

Steinmeier: Islam gehört zu Deutschland

Ausgelöst hatte die Debatte Deutschlands Innenminister Horst Seehofer. Er hatte in der "Bild"-Zeitung am Freitag gesagt, er halte den Satz "Der Islam gehört zu Deutschland" für falsch. Obgleich "die bei uns lebenden Muslime aber selbstverständlich zu Deutschland gehören". Nach einer Rüge von Kanzlerin Angela Merkel meldete sich am Dienstag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Wort.

Von der Botschaft "Muslime in Deutschland gehören dazu" des früheren Präsidenten Christian Wulff "dürfen wir uns nicht verabschieden", sagte Steinmeier.

Wulff habe nicht "als Historiker oder Religionswissenschaftler gesprochen", sagte Steinmeier. Seine Botschaft sei gewesen: "Muslime in Deutschland gehören dazu." Der Bundespräsident riet zudem dazu, "nicht über Schlagzeilen und Überschriften zu streiten, sondern über Instrumente für eine gelingende Integration zu diskutieren". Es müsse zugleich sichergestellt sein, dass diejenigen, die kommen, die Regeln respektierten.

>>> Bericht in der "Welt".

(red.)

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