Welche Rolle spielte Cambridge Analytica beim Brexit?

Cambridge Analytica steht unter dem Verdacht, mit Hilfe von unrechtmäßig gesammelten Facebook-Daten Millionen US-Wähler im Präsidentschaftswahlkampf 2016 zugunsten von Donald Trump beeinflusst zu haben.
Cambridge Analytica steht unter dem Verdacht, mit Hilfe von unrechtmäßig gesammelten Facebook-Daten Millionen US-Wähler im Präsidentschaftswahlkampf 2016 zugunsten von Donald Trump beeinflusst zu haben. Reuters
  • Drucken
  • Kommentieren

Die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica steht unter Verdacht, mit Hilfe von unrechtmäßig gesammelten Facebook-Daten den US-Präsidentschaftswahlkampf beeinflusst zu haben. Nun wurde eine mögliche Verbindung zum Brexit enthüllt.

Die im Skandal um unerlaubte Wahlwerbung für Donald Trump unter Druck geratene Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica hat einem Bericht des britischen "Observer" zufolge auch im Brexit-Referendum über Umwege eine Rolle gespielt. Cambridge Analytica (CA) arbeitete demnach eng mit dem kanadischen Datenanalyse-Unternehmen AggregateIQ (AIQ) zusammen, das in die Brexit-Kampagne eingebunden war.

Der "Observer" beruft sich in seinem Bericht vom Sonntag auf den ehemaligen CA-Mitarbeiter Christopher Wylie, der den Skandal um unrechtmäßig gesammelte Facebook-Daten mit seinen Enthüllungen ins Rollen gebracht hatte. Ihm zufolge soll AIQ zeitweise intern als Abteilung von Cambridge Analytica bezeichnet worden sein. AIQ streitet auf seiner Webseite ab, jemals ein Teil von Cambridge Analytica oder deren Muttergesellschaft SCL gewesen zu sein.

Wahlkommission hat Ermittlungen aufgenommen

Die Brexit-Kampagne des heutigen Außenministers Boris Johnson - "Vote Leave" - hatte 40 Prozent ihres Budgets in die Arbeit von AggregateIQ gesteckt. Einem ehemaligen Brexit-Wahlkämpfer zufolge soll über eine gesonderte Scheinkampagne sogar noch mehr Geld nach Kanada geflossen sein. Die britische Wahlkommission ermittelt bereits, ob "Vote Leave" die gesetzliche Obergrenze für Wahlkampfausgaben überschritten hat. Johnson bestreitet die Vorwürfe. Er bezeichnet die Anschuldigungen als "ausgesprochen albern".

Die Kampagne für den EU-Austritt "Leave.EU" des damaligen Chefs der Unabhängigkeitspartei UKIP, Nigel Farage, soll dem "Guardian" zufolge ansatzweise sogar direkt mit Cambridge Analytica zusammengearbeitet haben.

Cambridge Analytica steht unter dem Verdacht, mit Hilfe von unrechtmäßig gesammelten Facebook-Daten Millionen US-Wähler im Präsidentschaftswahlkampf 2016 zugunsten von Donald Trump beeinflusst zu haben. Hinter der Firma steht der US-Milliardär und Trump-Unterstützer Robert Mercer, der die Muttergesellschaft SCL mitbegründet hat. Koordiniert wurden die CA-Kampagnen von Trumps ehemaligem Chef-Strategen, dem Rechtsaußen Steve Bannon.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Tech

Russland hatte Zugriff auf Cambridge-Analytica-Daten

Russland hat in den US-Wahlkampf eingegriffen. Das bestätigte jetzt auch US-Präsident Donald Trump. Erstmals gibt es Beweise, dass die Verantwortlichen Zugriff auf die Daten der Datenanalyse-Firma hatten.
FBI und SEC wollen tiefer graben.
Tech

Untersuchung von Facebook-Datenskandal wird ausgeweitet

Die Börsenaufsicht SEC und FBI untersuchen den Cambridge-Analytica-Skandal. Der Schwerpunkt werde um Aktionen und Aussagen des Konzerns erweitert.
Facebook-Datenskandal

Cambridge Analytica wird geschlossen

Die Datenanalysefirma ist insolvent und wird "unverzüglich alle Tätigkeiten beenden". Das Geschäftsmodell sei nicht länger "rentabel". Sie war in die Schlagzeilen geraten, weil Daten von rund 87 Millionen Facebook-Nutzern abgeschöpft wurden.
Tech

Konkurs nach Datenskandal

Kundenschwund bei Cambridge Analytica.
Erste-Privatkunden-Vorstand Bosek.
Österreich

Die EU als Vorreiterin in Sachen Datenschutz?

Über den gläsernen Menschen, die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung und den jüngsten Facebook-Skandal wurde an der WU eifrig diskutiert. Erste-Vorstand Peter Bosek empfindet „Regulatorik erstmals als positiv“.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.