Die Beziehungen zwischen Ankara und Kairo sind an einem Tiefpunkt. Über mehrere Kanäle würde die Türkei die Ideen der verbotenen Muslimbrüder in das Land am Nil spülen, klagen offizielle Vertreter Ägyptens.
Die Hotels am Nil nahe des Tahrir-Platzes sind, wie gewöhnlich, gut gebucht. Und nicht wenige Gäste kommen aus jenem Land, mit dem Ägypten bereits seit mehreren Jahren schwer im Clinch liegt: der Türkei. Fast ein bisschen überrascht wirkt Tarek Radwan, angesprochen auf die türkischen Touristen, nur um schnell festzustellen: Die Probleme habe man nicht mit den Menschen, sondern mit der Regierung. „Sie haben sich schon öfter in unsere Angelegenheiten gemischt“, sagt der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im ägyptischen Abgeordnetenhaus mit Blick auf die in Ankara regierende AKP. Und in Wahlzeiten wie diesen schaukelt sich der türkisch-ägyptische Konflikt besonders hoch.
Seit Montag wählt das Land am Nil einen neuen Präsidenten, der mangels ernstzunehmender Kandidaten wohl wieder Abdel Fatah al-Sisi heißen wird. Die vom Regime als "Terrororganisation" eingestuften Muslimbrüder versucht die Regierung im laufenden Wahlkampf so weit wie möglich unter der Wahrnehmungsschwelle zu halten. Allerdings mache genau hier die Türkei der ägyptischen Führung einen Strich durch die Rechnung, lautet der gängige Vorwurf; denn Ankara beherberge Muslimbrüder und unterstütze ihre Öffentlichkeitsarbeit. „Über Satellit verbreiten sie gewalttätige und extremistische Ideen“, sagte der ägyptische Außenminister Sameh Shoukry jüngst im Gespräch mit österreichischen Journalisten, „und grundsätzlich ist Ägypten ihr Ziel.“