Kroatiens Luftwaffe bekommt F-16-Kampfjets aus Israel

F-16C "Barak" auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramat Ravid nahe Nazareth
F-16C "Barak" auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramat Ravid nahe NazarethGeorg Mader
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Zwölf gebrauchte Flugzeuge wurden um etwa 500 Millionen Dollar erworben. Sie lösen zwölf uralte MiG-21 ab und werden die Stärke der kroatischen Luftwaffe insbesondere im Hinblick auf Serbien potenzieren.

Kroatiens kleine Luftwaffe wird in Kürze kräftig umgestellt: Das Nato-Mitgliedsland besiegelte vor wenigen Tagen die Anschaffung zwölf gebrauchter Kampfflugzeuge des US-Modells F-16 von General Dynamics bzw. Lockheed-Martin, die man der israelischen Luftwaffe abnimmt. Als Preis werden 500 Millionen US-Dollar (aktuell rund 405 Millionen Euro) genannt. Inkludiert sind Flugsimulatoren und Schulungen für Piloten und Bodenpersonal.

Die etwa 30 Jahre alten Flieger sollen 2020 bis 2022 nach einer Generalüberholung in Kroatien eintreffen. Dort werden sie zwölf überholte, doch im Kern uralte sowjetische MiG-21 "Fishbed" bzw. "Mongol" (das ist die Trainingsversion, die Kroaten haben vier davon) ablösen. Laut des Luftfahrtmagazins "Austrian Wings" sollen indes nur noch etwa vier MiGs der Kroaten einsatzbereit sein.

Der "VW Golf der Lüfte"

Die seit den 1970ern gebaute F-16 mit der charakteristischen Form und dem tropfenförmigen Kabinendach ist das heute häufigste Kampfflugzeug der Welt: Laut "World Air Forces 2018" gab es zuletzt etwa 2270 F-16 weltweit, was einen Anteil von 15 Prozent aller Kampfjets im engeren Sinn bedeutet. Im Englischen ist ihr Name "Fighting Falcon", in Israel fliegt bzw. flog sie als "Netz" (Hebräisch für "Sperber"), "Barak" (Blitz) und "Sufa" (Sturm).

Israel war nach den USA der zweitwichtigste Abnehmer der F-16, aktuell fliegen dort laut World Air Forces 2018 noch 176 Stück (exklusive Trainern), sehr große Zahlen erwarben im Lauf der Jahrzehnte unter anderen auch Ägypten, Südkorea, die Türkei und die Niederlande.

Kroatische MiG-21
Kroatische MiG-21YouTube

Wie der österreichische Luftfahrtjournalist Georg Mader (IHS Jane's Defence) berichtet, gingen der Beschaffung zehn Jahre Diskussionen voraus. 2017 seien vier Gebote eingetrudelt: nämlich über neue F-16E/F Block 70/72, über gebrauchte F-16C/D Block-30 aus Griechenland, über neue schwedische Saab JAS-39C/D "Gripen" und besagte gebrauchte F-16C/D aus Israel. Die Schweden wollten laut Mader 992 Millionen Dollar samt Support, Simulator und so fort. Die Israelis räumten eine Ratenzahlung über zehn Jahre ein.

Interessanterweise sollen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und Kroatiens Premierminister Andrej Plenković am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos (Schweiz) im Jänner eigentlich über die Lieferung von bis zu 30 F-16 für eine halbe Milliarde Dollar geredet haben, berichteten israelische Medien. Möglicherweise kommen letztlich noch ein paar Maschinen, in Rede sind Trainer, dazu.

Halbherzige Lösung?

Laut Mader werde in Kroatien mitunter kritisiert, dass man die wirklich alten MiGs (sie wurden im Kern in den 1950ern entwickelt und bis Mitte der 1970er gefertigt) durch Baraks ersetzt, die konkret nur etwa ein bis eineinhalb Jahrzehnte jünger seien. Also werde man in etwa zehn Jahren wohl wieder an Nachfolger denken müssen. Allerdings sind die israelischen F-16 mit hochwertiger israelischer Avionik vollgestopft und die mitgelieferten Waffen (z.B. "Python"-Luft-Luft-Raketen) würden die Luftkapazitäten der Kroaten sogar potenzieren. Das war wohl durchaus eine Motivation für Zagreb, seit Serbien aus Russland und Weißrussland generalüberholte MiG-29 erhält.

Israelische F-16 beim Start
Israelische F-16 beim StartEPA

Insgesamt sind laut Mader Israels Luftwaffe seit 1980 362 F-16 diverser Konfigurationen zugelaufen. Die für Kroatien gedachten stammen aus dem Rüstungspaket "Peace Marble II", das 75 Stück umfasste und 1986 bis 1988 ausgeliefert worden war.

Dutzende Luftsiege gegen arabische Gegner

Insgesamt haben israelische F-16 neben spektakulären Bombenangriffen wie 1981 auf den irakischen Atomreaktor von Osirak und allerhand Waffenlieferungskonvois der Iraner und Hisbollah im Raum zwischen Syrien und dem Sudan 56 Luftsiege gegen arabische Luftwaffen erzielt – die meisten davon über syrische Jets wie MiG-21 und MiG-23 im Libanonkrieg 1982.

Die kroatische Luftwaffe verfügt ansonsten im wesentlichen noch über etwa 60 Hubschrauber, Trainingsflugzeuge und leichte Aufklärer. Serbien hat zum Vergleich (laut World Air Forces 2018, ohne Trainer) aktuell etwa 27 Kampfflugzeuge, Bulgarien 32, Rumänien 34, Ungarn zwölf, Slowenien neun leichte Propeller-Erdkampfflieger. Albanien und Bosnien-Herzegowina besitzen nur Hubschrauber.

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