Trump kündigt Raketen an: "Russland, mach dich bereit"

Donald Trump droht Russland auf Twitter.
Donald Trump droht Russland auf Twitter.(c) APA/AFP/NICHOLAS KAMM (NICHOLAS KAMM)
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US-Präsident Donald Trump macht per Twitter klar: Die USA würden Raketen nach Syrien schicken. Russland hat zuvor bekannt gegeben, Raketen in Richtung Syrien abfangen zu wollen und Abschussvorrichtungen ins Visier zu nehmen.

In einem Tweet ganz in Trump-Manier machte der US-Präsident Mittwochfrüh Washingtoner Ortszeit klar: Es werde als Vergeltung für den mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Duma einen Raketenangriff auf Syrien geben. "Russland, mach dich bereit", twitterte Trump am Mittwoch. Raketen würden kommen.

"Russland schwört, alle Raketen in Richtung Syrien abzuschießen. Russland, mach dich bereit, weil sie werden kommen, nett und neu und 'smart'! Ihr solltet keine Partner mit einem mit Gas tötendem Tier sein, das es mag, Menschen zu töten!", schrieb Trump auf Twitter und bezog sich dabei auf die Drohung der Russen, jegliche Raketen in Richtung Syrien abfangen zu wollen. "Wenn es einen Angriff der Amerikaner geben sollte, dann ... würden die Raketen abgeschossen", sagte Botschafter Alexander Sasypkin am Dienstagabend dem Hisbollah-Fernsehsender al-Manar. Die europäische Flugraumbehörde Eurocontrol warnte jedenfalls bereits zur Vorsicht für Flugzeuge im östlichen Mittelmeerraum. Mit "smart" könnte der US-Präsident auf die neueste Waffengeneration des US-Militärs hinweisen, die satellitengesteuert ihre Ziele anvisiert.

Es würden aber auch die Abschussvorrichtungen angegriffen, von denen aus die Raketen abgefeuert würden, sagte der russische Botschafter unter Berufung auf eine Erklärung des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des russischen Armeechefs. Potenzielle Angriffsziele wären damit auch US-Kriegsschiffe in der Region, wenn von denen Marschflugkörper abgefeuert würden. Damit würde eine direkte Konfrontation der beiden Atommächte drohen.

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In einem weiteren Tweet wenige Minuten später erklärte Trump: "Unsere Beziehung zu Russland ist schlimmer, als sie es jemals war, und das inkludiert die Zeit des Kalten Krieges." Dafür gebe es keinen Grund.

Das US-Verteidigungsministerium lehnte am Mittwochnachmittag eine Stellungnahme zu potenziellen künftigen Militär-Aktionen ab. In einer Mitteilung erklärt das Pentagon, Fragen zu Trumps Twitter-Ankündigung eines Raketenangriffs auf Syrien sollten an das Weiße Haus gerichtet werden.

Dass Trump gerne mit kurzen Nachrichten auf Twitter die Nachrichtenlage auf seine Weise prägt, ist bekannt. Nun könnte die Durchsuchung bei seinem Anwalt Michael Cohen, die gestern die Medien dominierte, ein Grund für die neueste Tweet-Serie sein, als eine Art Ablenkungsmanöver. Was Beobachter auch überrascht: Zuletzt erklärte Trump, nichts über die bevorstehenden Maßnahmen sagen zu wollen, er wolle nicht einer jener Personen sein, die im Vorhinein militärische Information preisgeben. Das hat Trump auch seinem Vorgänger Barack Obama vorgeworfen.

Syrien reagiert

Die syrische Führung hat den USA eine Verschärfung der Krise vorgeworfen. "Diese rücksichtslose Eskalation durch ein Land wie die USA, das Terrorismus in Syrien unterstützt hat und noch immer unterstützt, überrascht uns nicht", zitierte die Nachrichtenagentur Sana eine ungenannte Quelle im Außenministerium.

Es sei nicht ungewöhnlich für "das amerikanische Regime, das als Luftwaffe für Daesh" gedient habe, sich die "Erfindungen und Lügen" der "Terroristen in Ost-Ghouta" anzueignen, um Syrien zur Zielscheibe zu machen, hieß es am Mittwoch. Daesh ist der arabische Name für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).

Russland warnt

Russland hat den Westen explizit vor einem Vergeltungsangriff gewarnt. Es müsse alles vermieden werden, "was die bereits instabile Lage in der Region destabilisieren würde", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau. "Alle Seiten" müssten Schritte unterlassen, die in Wirklichkeit "durch nichts gerechtfertigt" seien, so Peskow. Die Lage sei bereits "sehr angespannt". Die Raketen sollten auf "Terroristen" abgefeuert werden und nicht auf die "legitime Regierung" Syriens, schrieb die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Mittwoch auf ihrer Facebook-Seite.

Die USA und andere westliche Staaten machen die Truppen von Syriens Machthaber Bashar al-Assad für mutmaßliche Giftgasangriffe in der syrischen Stadt Duma am Samstag verantwortlich. Derzeit wird über einen möglichen Vergeltungsangriff der USA und ihrer Verbündeten, insbesondere Frankreich, spekuliert. Das mit Assad verbündete Russland bestreitet, dass es einen Giftgasangriff gegeben hat. Die WHO spricht von 500 betroffenen Menschen aus Duma, bei denen eine Belastung mit giftigen Chemikalien festgestellt werden konnte.

UN-Sicherheitsrat gespalten

Im UN-Sicherheitsrat gab es in der Nacht auf Mittwoch keine Lösung. Russland legte erwartungsgemäß sein Veto gegen einen von den USA vorgelegten Resolutionsentwurf zu dem jüngsten mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien ein. In dem Entwurf wurde ein neuer "unabhängiger Mechanismus" zur Untersuchung der Giftgasvorwürfe vorgeschlagen. Zwei von Russland zur Abstimmung vorgelegte Resolutionsentwürfe wurden ebenfalls abgelehnt.

Gegen den US-Entwurf stimmte am Dienstag außer Russland lediglich Bolivien. China enthielt sich der Stimme. Moskau, das im Syrien-Konflikt auf der Seite der Regierung von Machthaber Bashar al-Assad steht, hatte zuvor bereits elf mal mit seinem Veto UNO-Resolutionen zu Syrien blockiert.

(APA/Reuters/red.)

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