Ungleiche Gefährten an der Seite der USA

Die britische Regierungschefin, Theresa May, und Frankreichs Präsident, Emmanuel Macron.
Die britische Regierungschefin, Theresa May, und Frankreichs Präsident, Emmanuel Macron.APA/AFP/ETIENNE LAURENT/CHRIS J
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Washingtons Verbündete, Frankreich und Großbritannien, drohen dem Assad-Regime mit weiteren Angriffen. "Hinsichtlich der chemischen Waffen gibt es eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf", war man sich einig.

Keine Pose lieben britische Premierminister mehr als jene des Entscheidungsträgers über militärische Einsätze: Obwohl die Rolle ihres Landes in den Luftangriffen auf Syrien in der Nacht auf Samstag mit dem Abschuss von vier Marschflugkörpern überschaubar war, trat Regierungschefin Theresa May zu ungewohnter Stunde vor die Presse und erklärte: „Unser Eingreifen ist richtig und rechtmäßig. Wir senden damit eine klare Botschaft, dass die internationale Gemeinschaft den Einsatz chemischer Waffen nicht tolerieren wird.“

May sprach von einer „begrenzten und gezielten Mission“, die alle Ziele erreicht habe. Weitere Militärschläge schloss sie nicht aus. Die syrische Führung möge keine Zweifel an der Entschlossenheit der internationalen Gemeinschaft haben, warnte sie.

Ganz ähnliche Töne kamen auch aus Frankreich. Nur wenige Stunden nach dem Einsatz drohte Außenminister Jean-Yves Le Drian dem Assad-Regime unverblümt mit weiteren Angriffen. „Hinsichtlich der chemischen Waffen gibt es eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf. Wenn sie überschritten wird, gibt es eine weitere Intervention.“ Diese „rote Linie“ hatte Frankreichs übereifriger Präsident, Emmanuel Macron, seit seinem Amtsantritt mehrfach verkündet und keinen Zweifel gelassen, dass er – anders als etwa Trumps Vorgänger Barack Obama – den Worten auch Taten folgen lassen wolle. Ganz nach seinem Motto: „Ich mache, was ich sage.“

Beweisfragen. Um die Legitimität des Einsatzes zu untermauern, veröffentlichte die Regierung am Samstag auch einen Geheimdienstbericht zu dem Chemiewaffenangriff. Dieser sollte Macrons Behauptung belegen, er habe „Beweise“, dass die syrische Armee dahinterstecke. Eine Untersuchung von Fotos, Videos, Zeugenaussagen und anderen Hinweisen habe ergeben, dass die Materialien echt seien, so der Bericht. Russland will dagegen „Beweise“ haben, dass Großbritannien den Giftgasangriff inszeniert habe, wie es am Freitag in Moskau hieß.Während Macron für sein Eingreifen zunächst kaum Kritik einstecken musste, steht die britische Politik nicht geschlossen hinter May. Oppositionsführer Jeremy Corbyn erklärte, die Angriffe hätten „keine gesetzliche Grundlage“ gehabt und würden einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen: „Einseitige Schritte zu setzen kann nur andere ermutigen, ebenso zu handeln.“ Für die Liberaldemokraten kritisierte Vince Cable „das Hinterherhecheln hinter einem unberechenbaren US-Präsidenten“ und verlangte eine Befassung des Parlaments.

May will am Montag das Unterhaus informieren, nicht aber eine Autorisierung des Vorgehens durch die Abgeordneten suchen. (gar/raa)

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