Bei Angriffen auf syrische Militärstützpunkte sollen mindestens 26 regierungstreue Kämpfer ums Leben gekommen sein, vermutlich auch Iraner. Für Assad eine "direkte Aggression".
Nach den Raketenangriffen auf zwei Militärstützpunkte in Syrien hat der syrische Machthaber Bashar al-Assad eine "Eskalation der Angriffe" auf sein Land kritisiert. Assad warf den "verfeindeten Ländern" am Montag vor, zur "direkten Aggression" übergegangen zu sein.
Diese "Eskalation" stärke aber nur die "Entschlossenheit der Syrer, gegen den Terrorismus zu kämpfen und die Souveränität des Landes zu bewahren", sagte Assad.
Der syrische Präsident äußerte sich nach einem Treffen mit einer iranischen Delegation unter Leitung des Abgeordneten Alaeddin Boroujerdi. Der Iran ist neben Russland der wichtigste Verbündete Assads und hat tausende Mitglieder der Revolutionsgarden sowie schiitischer Milizen nach Syrien geschickt. Israel sieht dies als Bedrohung und hat angekündigt, keine dauerhafte iranische Militärpräsenz in Syrien hinzunehmen.
Konflikt Israel-Iran verhärtet sich in Syrien
In den vergangenen Jahren flog die israelische Luftwaffe bereits zahlreiche Angriffe auf iranische Stützpunkte und Waffenkonvois für die libanesische Hisbollah-Miliz. Am Sonntagabend dann wurden bei mutmaßlich israelischen Raketenangriffen auf Militärstützpunkte in den Provinzen Hama und Aleppo laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 26 regierungstreue Kämpfer getötet, darunter zahlreiche Iraner. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuletzt angekündigt, weiter "gegen den Iran in Syrien" vorzugehen. "Wir kommentieren keine ausländischen Berichte und haben zurzeit keine Informationen", sagte der Sprecher des israelischen Militärs, Jonathan Conricus, zu den Angriffen vom Sonntag.
Erst am 9. April waren bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf die syrische Militärbasis T-4 14 Menschen getötet worden, darunter sieben Iraner. Fünf Tage später attackierten die USA, Großbritannien und Frankreich zudem drei syrische Militäreinrichtungen als Vergeltung für einen mutmaßlichen Chemiewaffenangriff Assads in der Rebellenbastion Duma (Douma), bei dem laut Rettungskräften mehr als 40 Menschen getötet wurden.
Unübersichtliche Meldungslage
Die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Tasmin wies hingegen Berichte über Angriffe auf iranische Stützpunkte in Syrien und getötete iranische Soldaten zurück. Ein israelischer Militärsprecher wollte Berichte nicht kommentieren, dass die Angriffe von seinem Land ausgegangen seien, das in der Vergangenheit schon mehrfach Stützpunkte der vom Iran unterstützten Milizen in Syrien angegriffen hat.
Aus Kreisen der syrischen Opposition verlautete, einer der getroffenen Stützpunkte befinde sich nahe der Stadt Hama. Er gilt als Rekrutierungszentrum für vom Iran unterstützte schiitische Milizen, die auf der Seite der syrischen Regierungstruppen kämpfen. In Geheimdienstkreisen war die Rede von Raketenangriffen auf mehrere Kommandozentralen von Milizen. Reuters konnte die Angaben nicht überprüfen.
Mike Pompeo wirft Iran "bösartige Aktivitäten" vor
Iran steht immer stärker im Fokus auch der US-Politik in der Region. Am Sonntag hatte der neue Außenminister Mike Pompeo dem Iran nach einem Treffen mit Netanjahu "destabilisierende und bösartige Aktivitäten" in der Region vorgeworfen. US-Präsident Donald Trump droht damit, am 12. Mai aus dem internationalen Atomabkommen mit Iran auszusteigen, an dem die Europäer festhalten wollen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wirft Iran vor, immer aggressiver in Kriegen wie in Syrien und dem Jemen vorzugehen. Deutschland, Frankreich und Großbritannien setzen sich daher dafür ein, zur Ergänzung des Atomabkommens Verhandlungen mit dem Iran zu beginnen, in denen auch über dessen Raketenprogramm und die regionale Rolle der islamischen Republik gesprochen werden soll.
Das iranische Außenministerium warf unterdessen den USA und Saudi-Arabien vor, sie würden die Region destabilisieren wollen. Die iranische Präsenz in den Nachbarstaaten werde fortgesetzt, solange die betreffenden Regierungen dies wünschten, sagte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums am Montag.
(APA/Reuters/dpa)