Der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi ist angeblich getötet worden. 42 Jahre lang herrschte er über Libyen.
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Im Jahr 1969 hatte Gaddafi als 27-jähriger Colonel gemeinsam mit einer Gruppe junger Offiziere den greisen König Idris I. in einem unblutigen Putsch gestürzt. In seinem "Grünen Buch", Gaddafis Pendant zur Mao-Bibel, verkündete er Libyens "dritten Weg", seine Alternative zu Sozialismus und Kapitalismus.
Bis 1979 amtierte er offiziell als Staatsoberhaupt, um sich dann "zurückzuziehen". An seiner Kontrolle über die Staatsgeschäfte änderte das nichts.
Gaddafis "antiimperialistischer Kampf" führte mehr und mehr zu einer Verflechtung mit der Welt des Terrorismus. Über Jahre hinweg soll er alles finanziert haben, was im internationalen Terrorismus Rang und Namen hatte und Terroristen Zuschlupf gewährte. Auch das Attentat auf das PanAm-Flugzeug über dem schottischen Lockerbie 1988 soll auf das Konto der libyschen Führung gehen.
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Lange war der ''Schurkenstaat'' international isoliert. Als Gaddafi 2003 allem Terror abschwor, wurde er im Westen zunächst wieder gesellschaftsfähig. Der exzentrische Staatschef blieb seinen Mustern jedoch treu: 2009 warf er dem Sicherheitsrat "Terrorismus" vor und riss vor aller Augen ein Exemplar der UNO-Charta ein und warf es zu Boden.
Gaddafi sorgte immer wieder mit exzentrischen Auftritten für Schlagzeilen. Der in der Regel ungekämmte Politiker, nur echt mit Sonnenbrille und Dreitagebart und in diversen Phantasie-Uniformen, schlug bei Staatsbesuchen Präsidentensuiten aus und stattdessen sein Beduinenzelt auf.
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Beim Welternährungs-Gipfel in Rom im November 2009 suchte er per Agentur 500 hübsche Italienerinnen für sein Abendprogramm: "Ideenaustausch". Lohn für die Bespaßung des Diktators waren 50 Euro und eine Ausgabe des Koran.
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Im Jahr 2008 ließ sich Gaddafi von mehr als 200 afrikanischen Stammes-Chefs zum "König der Könige" erklären. "Wir beschließen die Anerkennung unseres verbrüderten Führers als König der Könige, der Sultane, der Fürsten, der Scheichs und der Bürgermeister von Afrika", hieß es in der Abschlusserklärung des Treffens.
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Auch in der Dicht-Kunst versuchte sich der Diktator. Im Jahr 1995 legte er sein belletristisches Erstlingswerk ("Das Dorf, das Dorf, die Erde, die Erde und der Selbstmord des Astronauten") vor. In dem Bändchen finden sich zwölf Essays über das sozial entwurzelte Leben in der Großstadt, die Größe der göttlichen Schöpfung und die Tyrannei der Massen.
Dichter und gestürzter Diktator
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