Seit Montag läuft das gemeinsame Militärmanöver der USA und Südkorea. Nordkorea sieht darin eine Provokation. Washington und Seoul lassen sich aber nicht beirren: Sie setzen die Übungen fort.
Am Montag starteten die USA und Südkorea ihr jährlich stattfindendes Militärmanöver “Max Thunder”. Die gemeinsamen Luftwaffenübungen finden in der südkoreanischen Stadt Gwangju, etwa 270 Kilometer südlich der Hauptstadt Seoul, statt.
"Max Thunder" ist nur die zweitgrößte jährlich stattfindende Militärübung zwischen den USA und Südkorea. Der Termin für das diesjährige Manöver ist schon länger bekannt. Umso erstaunlicher scheint die heftige Kritik von Seiten der nordkoreanischen Regierung, die sich im Vorfeld nicht dazu geäußert hatte.
Die nordkoreanische Staatsspitze deute die aktuellen Luftmanöver während der laufenden Friedensbemühungen als Provokation und droht, das für 12. Juni geplante Treffen zwischen Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump abzusagen. Die für Mittwoch geplanten ranghohen Gespräche mit Südkorea sagte Pjöngjang ab. Angesichts der "derzeitigen schrecklichen Situation" habe man keine andere Wahl, berichtete der staatliche Nachrichtensender KCNA. Die Übung sei gegen Nordkorea gerichtet und würde "die Friedensbemühungen und guten Absichten" mit dem Süden untergraben, zitiert KCNA den Vize-Außenminister Kim Kye Gwan.
Manöver größer als im Vorjahr?
Wie KCNA berichtet, soll die laufende Luftwaffenübung größer ausfallen als im Vorjahr. Südkoreanischen Medienberichten zufolge sollen bei den diesjährigen Übungen insgesamt etwa 100 Kampfjets und Transportflugzeuge zum Einsatz kommen. Erstmals sollen auch acht im Radar unsichtbare Luftüberlegenheitsjäger F-22 "Raptor" teilnehmen. Auch Flotten von F-15-Mehrzweckkampfjets und B-52-Bombern, die eigentlich auf der Pazifik-Insel Guam stationiert sind, sind Teil der Übung.
Das Militärmanöver "Max Thunder"
Das Manöver sei rein "defensiver Natur" und diene der Stärkung des Bündnisses zwischen Südkorea und den USA, bekräftigte das Pentagon. Washington ließ sich von den nordkoreanischen Drohungen nicht beirren und setzte die Übung ohne Unterbrechungen fort.Die seit 2009 alljährlich stattfinden Militärübungen "Max Thunder" laufen in diesem Jahr vom 14. bis 25. Mai. Wie in der Vergangenheit auch sollen Flugzeuge der US-Luftwaffe, die Armee sowie Marineeinheiten teilnehmen. 2017 hatten sich bis zu 1200 amerikanische Militärangehörige und rund 640 südkoreanische Soldaten an den Übungen beteiligt.
Diplomatie auf dünnem Eis
Die Androhungen aus Pjöngjang verdeutlichen einmal mehr, dass man von dem Gipfel zwischen Kim und Trump - sollte er tatsächlich stattfinden - wohl nicht zu viel erwarten darf. Trump und sein neuer Sicherheitsberater John Bolton streben eine rasche Abrüstung der koreanischen Halbinsel an. Dieses schnelle Prozedere ist jedoch nicht im Sinn der nordkoreanischen Gesprächspartner.
Bolton sorgte zudem erst am Wochenende für Aufregung, als er in US-Medien einen Abbau der nuklearen, biologischen und chemischen Waffen Nordkoreas nach dem Vorbild von Libyen und dem Irak gefordert hatte. Beide Länder gelten aus nordkoreanischer Sicht als Negativbeispiele, in denen die USA nach der Abrüstung der Massenvernichtungswaffen die jeweiligen Regimes militärisch gestürzt hat.
(red.)