Auch Guatemala eröffnet Botschaft in Jerusalem

RONEN ZVULUN
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Nach den USA eröffnete Guatemala am Mittwoch seine neue Auslandsvertretung in Jerusalem. Für die Kardamom-Bauern des südamerikanischen Staates eine riskante Entscheidung.

Nach der Aufregung um die Eröffnung der neuen US-Botschaft in Jerusalem eröffnete nun auch Guatemala am Mittwoch feierlich seine neue Botschaft - und erkennt damit Jerusalem offiziell als neue Hauptstadt Israels an. Präsident Jimmy Morales lobte die "mutige Entscheidung" seines Landes und den "wichtigen Schritt für die Zukunft beider Völker". Botschafterin Sara Solis sprach von einem "historischen Tag, an dem die Botschaft in die israelische Hauptstadt zurückkehrt". Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu dankte Morales: Guatemala sei "immer unter den Ersten" gewesen. 

Enge Verbindung seit Staatsgründung

Tatsächlich verbindet Guatemala mit dem Staat Israel eine historisch enge Beziehung. 1948 waren es Guatemala und dessen UN-Botschafter Jorge Garcia Granados, die den neu gegründeten Staat als erstes anerkannten. Elf weitere lateinamerikanische Staaten folgten und öffneten ihre Botschaften in Jerusalem.

Bis 1980 befanden sich die Botschaften von Guatemala und anderen lateinamerikanischen Staaten in Jerusalem. Nach der Annektierung des östlichen Teils der Stadt verlegten auch diese Länder ihre Vertretungen nach Tel Aviv. Bereits 1994 beabsichtigte Guatemala, seine Botschaft von Tel Aviv wieder nach Jerusalem zu verlegen. Der damalige Präsident Ramiro De León hatte die Verlegung angeordnet, zog die Entscheidung wegen Proteste in Guatemala jedoch wieder zurück.

Problematisch könnte die Verlegung der Botschaft für Guatemalas Handelsbeziehungen werden: Das Land ist der weltweit größte Exporteur von Kardamom, dessen wichtigste Abnahmemärkte vor allem in arabischen Ländern liegen. Etwa 40.000 teils kleine Kardamom-Produzenten fürchten deshalb nun einen Boykott ihrer Ware.

Hauptstadtkonflikt

Seit Jahrzehnten erhitzt der Konflikt um die Hauptstadt Israels die Gemüter. Sowohl Israel als auch Palästina erheben Anspruch auf Jerusalem als Hauptstadt, die seit 1967 von Israel kontrolliert wird. Die Palästinenser sehen in dem von den Israelis besetzten östlichen Teil der Stadt die Basis eines geforderten eigenen Staates. Die internationale Gemeinschaft versucht seither, die beiden Parteien zu einer friedlichen Klärung der Grenze zu bewegen. Mit der US-Botschaftsverlegung geraten diese Bestrebungen erneut ins Stocken.

Interne Krisen als Motive

Auch Paraguay und Honduras kündigten bereits an, ihre Botschaften verlegen zu wollen. Warum gerade mehrere lateinamerikanische Staaten ihre Auslandsvertretungen verlegen, beurteilen Beobachter unterschiedlich. Experten erkennen darin individuelle Interessen, die von innenpolitischen Krisen geprägt sind: Durch die Verlegung ihrer Botschaften wollten sich die von Korruptionsskandalen angeschlagenen Regierungschefs die Unterstützung der Trump-Regierung sichern. Die Unterstützung der USA sei das primäre Ziel hinter den Verlegungen.

Am Montage hatte die Verlegung der US-Botschaft blutige Gewaltexzesse im Gazastreifen provoziert, die seither 60 palästinensische Todesopfer forderten. Wegen eines Generalstreiks am "Tag der Katastrophe" waren am Dienstag in den Palästinensergebieten und Ost-Jerusalem alle Geschäfte geschlossen geblieben. Auch öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Universitäten waren betroffen.

(juwe/Ag.)

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