Italienische Abgeordnete zeigt erstmals ihr Gesicht

Twitter/Il Sole 24 Ore
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Wegen Mafia-Drohungen zog Piera Aiello anonym für die Fünf-Sterne-Bewegung in den Wahlkampf. Nun sitzt sie im italienischen Parlament - und zeigt sich der Öffentlichkeit.

Im Italien-Wahlkampf war sie die "unsichtbare Kandidatin": Die Sizilianerin Piera Aiello, die für die populistische Fünf-Sterne-Bewegung antrat, zeigte sich weder TV-Kameras noch Fotografen, ohne dass ein Schleier ihr Gesicht verdeckte. Und obwohl kaum jemand ihr Gesicht gesehen hatte, erreichte sie in ihrem Wahlkreis Marsaka, Heimat des meistgesuchten Cosa-Nostra-Bosses Matteo Messina Denaro, 51 Prozent der Stimmen. Nun sitzt sie als Abgeordnete im Parlament in Rom - und enthüllte erstmals ihr Gesicht.

Die 51-jährige Aiello steht als Anti-Mafia-Kronzeugin seit Jahren unter Polizeischutz: Als Jugendliche heiratete sie den Sprössling einer prominenten Cosa-Nostra-Familie. Nach der Ermordung ihres Mannes und ihres Schwiegervaters im Rahmen einer Fehde entschloss sie sich zur Zusammenarbeit mit der Justiz. Dabei gab sie den Staatsanwälten Einblick in gutgehütete Geheimnisse der Clans. Seitdem lebte sie versteckt.

"Nach all diesen Jahren kann ich heute der Welt endlich ins Gesicht blicken ohne Angst, meines zu zeigen", sagte sie dem "Guardian". Es sei das erste Mal seit 1993, dass sie für Fotos posiere. Sie fühle sich komplett frei.

"Vor 27 Jahren habe ich mit der Mafia Schluss gemacht. Jetzt sage ich Schluss mit diesem alten und überholten Parteiensystem, das die Entwicklung Siziliens blockiert. Wir haben Sizilien zurückerobert und es der Mafia entzogen", hatte Aiello nach der Wahl gesagt. "Auch viele ältere Menschen haben mich gewählt. Das bezeugt, dass unter den Wählern der Wille zum Wandel stark ist."

>> Interview mit Piera Aiello im "Guardian"

(Red./APA)

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