Stichwahl in Kolumbien

Südamerika. Konservativer Kandidat Duque vor der Wahl am Sonntag in Führung. Friedensprozess wackelt.

Bogotá. Bei der Stichwahl ums Präsidentenamt in Kolumbien liegt laut einer Umfrage der konservative Kandidat, Iván Duque, klar vor seinem linken Rivalen, Gustavo Petro. Duque von der Partei Centro Democratico käme auf rund 57 Prozent der Stimmen, Petro von der linken Bewegung Colombia Humana auf etwa 37 Prozent. Auch in anderen Umfragen zeichnete sich ein komfortabler Sieg des erst 41-jährigen Anwalts Duque ab.

Bei der Stichwahl im wirtschaftlich durchaus florierenden 50-Millionen-Land geht es auch um die Zukunft des Friedensprozesses mit der früheren linken Guerillaorganisation Farc: Duque will den Vertrag von 2016 über die Aussöhnung mit bzw. die Integration der Farc-Kämpfer in Politik und Gesellschaft wesentlich ändern und könnte die Ex-Rebellen zurück in den Untergrund treiben. Petro will die Umsetzung des Abkommens beschleunigen.

Duque war Berater im Finanzministerium, bei der Interamerikanischen Entwicklungsbank und zog 2014 für Centro Democrático in den Senat ein. Sein Förderer ist Ex-Präsident Álvaro Uribe (2002–2010). Petro (58) hingegen war einst bei der Linksguerilla M-19 und kämpfte gegen den Staat; er ist Ökonom und war Bürgermeister von Bogotá. Petro gilt als Intimfeind von Ex-Präsident Uribe; seine Gegner halten ihn für einen gefährlichen Kommunisten, der sich zur Tarnung gemäßigt links gibt.

Luftangriff auf Farc-Kämpfer

Am Donnerstag wurden bei einem Luftangriff 16 abtrünnige Farc-Rebellen, die den Friedenspakt ablehnen, getötet. Einige Hundert blieben dem Pakt fern; sie erhielten zuletzt Zulauf, da nicht wenige Ex-Rebellen von der zähen Umsetzung des Vertrags (er sieht unter anderem Straflosigkeit vor) enttäuscht sind. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2018)

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