Tunesier hatte wohl Pläne für Rizin-Bombe in Deutschland

Die Polizei sicherte Mitte Juni gefährliche Rizinussamen und hergestelltes Gift in Köln.
Die Polizei sicherte Mitte Juni gefährliche Rizinussamen und hergestelltes Gift in Köln.APA/dpa/Oliver Berg
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Laut Bundeskriminalamt habe der Mann konkrete Vorbereitungen getroffen. Bei ihm wurden 3150 Rizinussamen entdeckt, aus denen der 29-Jährige hochgiftiges Rizin herstellte.

Bei dem in Köln in Deutschland festgenommenen Tunesier sind 3150 Rizinussamen gefunden worden - mehr als dreimal so viele wie zunächst vermutet. Wie die Bundesanwaltschaft am Mittwoch in Karlsruhe mitteilte, hatte der in der vergangenen Woche festgenommene 29-Jährige 84,3 Milligramm hochgiftiges Rizin hergestellt. Nach den bisherigen Erkenntnissen könnte der Tunesier demnach die Herstellung eines Sprengsatzes erwogen haben.

Allerdings ergaben demnach die Ermittlungen bisher keinerlei Anhaltspunkte für konkrete Anschlagsplanungen des in Köln-Chorweiler festgenommenen Seif Allah H. Der 29-Jährige soll nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft sämtliche Rizinussamen über den Internetversandhandel bestellt haben. 2100 Rizinussamen können demnach drei konkreten Bestellvorgängen zugeordnet werden. Die Ermittlungen zur Herkunft der weiteren Rizinussamen dauern an.

Anschlagspläne unklar

Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch sagte im Rundfunk-Berlin-Brandenburg, wo und wann der Mann haben zuschlagen wollen, sei bisher noch unklar - ebenso ob er Mittäter oder Verbindungspersonen gehabt habe. Münch sprach von konkreten Vorbereitungen für einen Anschlag mit einer Biobombe. Das sei ein in Deutschland einmaliger Vorgang.

Münch lobte zudem die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden - national wie international. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte nach eigenen Angaben Hinweise erhalten, wonach ein tunesischer Staatsangehöriger mit Wohnsitz in Köln potenziell hochgiftige Substanzen zu bestellen versuchte, und ging dem mit hoher Priorität nach.

Wie die Bundesanwaltschaft weiter mitteilte, wurden bei H. weitere Utensilien beschlagnahmt, darunter 250 Metallkugeln, zwei Flaschen acetonhaltiger Nagellackentferner sowie Drähte mit aufgelöteten Glühbirnen. Zudem wurden 950 Gramm eines grauen Pulvers gefunden - einer Mischung aus Aluminiumpulver und pyrotechnischen Substanzen, die aus Feuerwerkskörpern stammen. Der Verwendungszweck dieses Pulvers ist laut Bundesanwaltschaft noch nicht abschließend geklärt. Insoweit dauerten "die kriminaltechnischen Untersuchungen noch an".

Keine Kontakte zu Terrorvereinigungen entdeckt

"Keine ausreichenden Anhaltspunkte" haben die Ermittler den Angaben zufolge dafür, dass H. Mitglied einer Terrorvereinigung war. Allerdings versuchte er demnach 2017 zweimal vergeblich, über die Türkei nach Syrien mutmaßlich zur Jihadistenmiliz Islamischen Staat auszureisen.

"Nach den bisherigen Erkenntnissen stand der Beschuldigte in Kontakt mit Personen aus dem radikalislamistischen Spektrum", berichteten die Ermittler weiter. Der Inhalt der entsprechenden Kommunikation sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Ebenfalls werde gegenwärtig geklärt, ob die Kontaktpersonen von H. Mitglieder einer terroristischen Vereinigung waren.

Polizisten hatten am Dienstag vergangener Woche die Wohnung des Tunesiers in einem Kölner Hochhaus gestürmt und den 29-Jährigen festgenommen. H. sitzt seit dem vergangenen Mittwoch wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz in Untersuchungshaft - Rizin unterfällt als biologische Waffe dem Kriegswaffenkontrollgesetz. Zudem wird gegen ihn wegen Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt.

(APA/Reuters)

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