Niederlande: Anschlag auf größte Tageszeitung

Ein Lieferwagen fährt in den frühen Morgenstunden in das Redaktionsgebäude des "Telegraaf".
Ein Lieferwagen fährt in den frühen Morgenstunden in das Redaktionsgebäude des "Telegraaf".(c) AFP (KOEN VAN WEEL)
  • Drucken

Ein Lieferwagen fährt in den frühen Morgenstunden in das Redaktionsgebäude des "Telegraaf". Ministerpräsident Mark Rutte spricht von einem "Attentat auf die freie Presse".

Den Haag. Auf die größte Tageszeitung der Niederlande "De Telegraaf" wurde am frühen Dienstagmorgen ein Anschlag verübt. Ein Lieferwagen raste um circa vier Uhr morgens mit hoher Geschwindigkeit in die gläserne Außenfassade des Verlagsgebäudes am Basisweg in Amsterdam, wo sich die Redaktionsräume befinden. Bei dem Anschlag wurde niemand verletzt, obwohl Sicherheitsbeamte anwesend waren. Die Videoüberwachungskameras filmten ihn.

Sie zeichneten auf, wie der Fahrer des Lieferwagens ausstieg und mit einem vor dem "Telegraaf" geparkten Auto, einem dunklen Audi, flüchtete. Kurz darauf explodierte der Lieferwagen. Meter hohe Flammen loderten. Das Gebäude wurde schwer beschädigt.

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte sagte in der Früh in einer ersten Reaktion, das sei ein "Anschlag auf die freie Presse und auf die niederländische Demokratie."

Der Chefredakteur des "Telegraaf" Paul Jansen reagierte geschockt und kommentierte den Anschlag mit den Worten: "Wir wissen noch nicht aus welcher Ecke der Anschlag kommt. Aber deutlich ist, dass wir nicht überall Freunde haben. Wir warten die Ermittlungen der Polizei ab, machen weiterhin unsere wichtige journalistische Arbeit. Wir lassen uns von niemandem einschüchtern."

Der "Telegraaf" ist mit einer täglichen Auflage von mehr als 700.000 Exemplaren die größte Tageszeitung der Niederlande und gehört zur TA-Mediengruppe, der auch Radiosender und Nachrichtenportale angehören. Wie die Polizei mitteilte, gibt es bisher noch keine konkreten Erkenntnisse über den Täter und das Motiv des Anschlages gegen den "Telegraaf".

Allerdings ist das bereits der zweite Anschlag auf ein Verlagsunternehmen in den Niederlanden innerhalb von einer Woche. In der Nacht zum 23. Juni beschossen bisher noch unbekannte Täter die Redaktionsräume der Zeitschriften "Panorama" und "Nieuwe Revu" mit Panzerfäusten. "Panorama"-Chefredakteur Peter van de Kraats nannte das "einen ernstzunehmenden Anschlag." Auch über die Hintergründe und Motive dieses Anschlages sind bisher keine Einzelheiten bekannt. Fest steht aber: Die freie niederländische Presse und damit die Pressefreiheit insgesamt ist in den Niederlanden im wahrsten Sinne des Wortes unter Beschuss geraten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.