Rouhani appelliert an Unternehmer: "Umwege" wegen US-Sanktionen

Praesident IRAN Hassan ROHANI Wien Hofburg 04 07 2018 Hassan ROHANI Alexander van der BELLEN
Praesident IRAN Hassan ROHANI Wien Hofburg 04 07 2018 Hassan ROHANI Alexander van der BELLENimago/SKATA
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Der iranischer Präsident ruft heimische Unternehmer auf, seinem Land die Treue zu halten. Van der Bellen warnt vor einem Handelskrieg mit den USA.

Der iranische Präsident Hassan Rouhani hat österreichische Unternehmen aufgerufen, dem Iran trotz US-Sanktionen die Treue zu halten und Umgehungsmöglichkeiten ins Spiel gebracht. "Manchmal müssen wir Umwege machen. Wir müssen jetzt eine Route finden, wie wir unsere Zusammenarbeit besser schützen können", sagte Rouhani am Mittwochabend in einem Vortrag in der Wirtschaftskammer Österreich.

"Mein Besuch in schwierigen Zeiten verfolgt das Ziel, den Willen beider Seiten zu zeigen, die Kontakte jenseits des JCPOA zu vertiefen", sagte Rouhani mit Blick auf den Atomdeal, aus dem die USA im Mai ausgestiegen waren. Bei seinen politischen Terminen hatte sich der Präsident zu dem Deal bekannt, aber nur, solange die iranische Wirtschaft Nutzen daraus ziehe. Der Deal könnte zusammenbrechen, weil viele Unternehmen wegen drohender US-Sanktionen auf ein Engagement im Iran verzichten könnten.

Rouhani setzt auf Zeit

In seinem Vortrag vor zahlreichen österreichischen und iranischen Unternehmern versuchte Rouhani den Eindruck zu erwecken, dass die US-Sanktionen nur eine vorübergehende Phase seien. "Diese Zeit wird bald vorüber sein. Wir werden es überwinden, wie wir vieles überwunden haben. Diese US-Administration wird nicht immer da sein, aber das österreichische Volk wird immer da sein, und das iranische auch", sagte Rouhani. Die Geschichte werde darüber urteilen, "wie wir uns jetzt verhalten haben". "Wollen wir uns einschüchtern lassen, oder gegen diese Gesetzlosigkeit ankämpfen?", sagte der iranische Präsident mit Blick auf die USA, denen er indirekt vorwarf, auf Geheiß Israels zu handeln. "Die Amerikaner übersehen ihre eigenen nationalen Interessen und denken an die nationalen Interessen eines anderen Landes", sagte er.

Rouhani äußerte sich im Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP), dem iranischen Außenminister Mohammad Javad Zarif sowie beiden Wirtschaftskammer-Präsidenten. Sie alle ermunterten die Unternehmer zu einer Fortsetzung ihrer Aktivitäten im Iran, während vor dem Gebäude die iran-kritische Gruppe "Stop the Bomb" lautstark dagegen protestierte. "Es ist unser gemeinsames Ziel, diese Beziehungen zu stärken", sagte etwa Schramböck, die sich allgemein gegen Protektionismus und die "Schaffung zusätzlicher Barrieren" im Handel wandte. "Die Zeiten heute sind nicht einfach", sagte WKÖ-Präsident Harald Mahrer. Gerade in dieser Zeit sei "Dialog gefordert, denn Wirtschaft lebt von Dialog und Vertrauen".

Bundespräsident Van der Bellen wies darauf hin, dass Österreich seit sechs Jahrzehnten eine Außenhandelsstelle in Teheran betreibe, die "seither immer, auch in politisch turbulenten Zeiten, stets eine wichtige Anlaufstelle für Unternehmen war. "Die Zeiten sind nicht einfach. Es droht ein Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten mit neuen Zollschranken. Wir alle werden gute Nerven, viel Phantasie und eine Menge Sachverstand brauchen, um aus dieser Situation herauszufinden", sagte er.

(APA)

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