UNO-Mitgliedsländer einigen sich auf globalen Migrations-Pakt

(c) imago/Pacific Press Agency (Lev Radin)
  • Drucken

Die unverbindliche Vereinbarung für den Umgang mit weltweiten Wanderbewegungen wurde nach 18 Monaten mit Applaus angenommen. Die USA sind nicht dabei, Ungarn erwägt einen Rückzug.

Nach langwierigen Verhandlungen haben sich die Vereinten Nationen auf den ersten globalen Migrationspakt geeinigt, dem allerdings die USA als einziger UN-Mitgliedsstaat nicht angehören. Der "weltweite Pakt für sichere, geordnete und regulierte Migration", der von der UN-Generalversammlung am Freitag angenommen wurde, beinhaltet eine Reihe von Leitlinien sowie rund 20 konkrete Maßnahmen.

Die Vereinbarungen sind jedoch nicht bindend - und mit Ungarn könnte noch ein weiterer Staat aus dem Pakt ausscheren. Das Dokument soll Grundsätze für den Umgang mit Flüchtlingen und Migranten festlegen und offiziell bei einer Konferenz am 10. und 11. Dezember in Marokko unterzeichnet werden. "Kein Land kann die Herausforderungen und Chancen dieses weltweiten Phänomens allein angehen", heißt es in dem Papier.

260 Millionen Migranten

Nach UN-Angaben vom Dezember 2017 gibt es fast 260 Millionen Migranten auf der Erde - rund 3,4 Prozent der Weltbevölkerung. Die Zahl der Menschen, die ihre Heimat auf der Suche nach Frieden und einem besseren Leben verließen, stieg demnach seit 2000 um 49 Prozent.

Die USA sind nach UN-Angaben als einziger der 193 UN-Mitgliedstaaten aus den Verhandlungen ausgetreten. Er hoffe, dass die USA aber "früher oder später" dem Abkommen beitreten würden, sagte Generalsekretär António Guterres. Die USA seien selbst "Migrationsland".

Auch Ungarn sieht den Vertrag kritisch und will kommende Woche in einer Regierungssitzung entscheiden, ob es beitritt, sagte eine Sprecherin der ungarischen UN-Vertretung.

Nicht bindend, aber Symbolcharakter

Die UN-Mitgliedstaaten hatten sich im September 2016 darauf geeinigt, den Pakt zu schließen. Er ist rechtlich nicht bindend, hat aber starken Symbolcharakter. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) sprach vom "Beginn eines neuen historischen Bemühens, die globale Agenda für Migration in den kommenden Jahrzehnten zu gestalten".

Der 34 Seiten lange Migrationspakt soll helfen, Flüchtlingsströme besser zu organisieren und Rechte der Betroffenen zu stärken. Darin ist von "geteilter Verantwortung" sowie "gegenseitigem Vertrauen, Entschlossenheit und Solidarität" die Rede.

Die UN-Sonderbeauftragte für Migration, Louise Arbour, warnte, die "chaotischen und gefährlich ausbeuterischen Aspekte" von Migration dürften nicht zur Normalität werden. Zuvor hatte sie gelobt, dass die Gespräche über 18 Monate trotz der oft negativen und böswilligen Fehleinschätzungen über Migranten gut gelaufen seien.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump bemüht sich mit einem Bündel von Maßnahmen darum, die Einwanderung in die USA massiv zu erschweren. Zuletzt hatten die US-Behörden international einen Aufschrei der Empörung ausgelöst, weil sie Kinder und Eltern an der Grenze zu Mexiko trennten. Trump beendete die Praxis zwar, hält grundsätzlich aber an der "Null-Toleranz-Politik" fest.

Trump kritisiert Migrationspolitik der EU

Bei seinem Besuch in Großbritannien kritisierte Trump erneut auch die Migrationspolitik der Bundesregierung und der EU. "Passt lieber auf Euch auf", riet er den Europäern am Freitag. Die Migration verändere die Kultur und verändere die Sicherheitslage. "Ich glaube nicht, dass das gut für Europa ist und auch nicht für unser Land", sagte Trump.

Der Vatikan rief vor den Vereinten Nationen in New York erneut zur Aufnahme und zum Schutz von Migranten auf Besondere Erwartungen setzte er in den geplanten UN-Migrationspakt, sagte Erzbischof Bernardito Auza, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den UN, am Freitag (Ortszeit) zum Abschluss der Beratungen über das Abkommen. Der weltweite Migrationsvertrag werde es für Staaten, die Zivilgesellschaft und jeden Einzelnen schwieriger machen, die Probleme Betroffener zu ignorieren und der gemeinsamen Verantwortung ihnen gegenüber nicht nachzukommen.

(APA/dpa/AFP/KAP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Auch beim Besuch von Viktor Orbán in Wien bei Kanzler Sebastian Kurz war die Umverteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU Thema.
Europa

Ungarn droht mit Rückzug aus UNO-Migrationsvertrag

Regierungssprecher Kovacs schließt eine ungarische Zustimmung zu Flüchtlingsquoten aus. Kritik gibt es auch am Vorschlag der Finanzkürzung für Nettoempfänger.
UNGARISCHER PREMIER ORBAN BEI BK KURZ
Außenpolitik

Kurz für Kürzung der EU-Gelder für Nettoempfänger Ungarn und Polen

Er vertrete beim EU-Budget stark die Position der Nettozahler, sagte der Bundeskanzler. Da sei er mit Niederlandes Mark Rutte und anderen der Gruppe einer Meinung.
Ungarns Premier, Viktor Orbán, mit Vizekanzler Heinz-Christian Strache
Außenpolitik

Strache preist Orbán als "großen Europäer"

Ungarns Premier Orbán feiert in Wien „Neustart“ der Beziehungen, lädt Kanzler Kurz zu einem Gegenbesuch nach Budapest ein und bezeichnet die Vorgängerregierung als „Ungarn-feindlich“. Türkisblau will an einem Strang mit Orbán ziehen.
Schlussendlich gab es doch eine Pressekonferenz von Kurz und Orbán.
Außenpolitik

Orbán bei Kurz: "Persönliche Sympathien sind vorhanden"

Ungarns Premier Orbán führt auch ein bisschen Wahlkampf in Wien. Mit Kanzler Kurz spricht er sich für starke EU-Außengrenzen aus. Orbán trifft danach auch FP-Chef Strache und Minister Hofer. Bei der Opposition sorgt der Besuch für heftige Kritik.
Europa

"Ist Ungarn ein Vorbild?": EU-Parlamentarier kritisieren Orban-Besuch

Das Treffen des ungarischen Premiers mit Kanzler Kurz in Wien sei "kein gutes Signal", sagen Österreichs EU-Politiker. Am Montag traf Orban mit dem Rechtspopulisten Wilders zusammen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.