In seinen „Briefen aus dem Gefängnis“ schickt Nelson Mandela jeder Andeutung von Leid einen Widerruf hinterher. Gerade dadurch verrät er viel über den Mann, der er war und sein wollte.
Wien. Nein, diese Briefe bieten nicht Einblick in ein Gefängnisleben. Und auch nicht in die Gefühle eines 21 Jahre lang Inhaftierten – es sei denn indirekt: durch das, was der Verfasser an-, aber nicht ausdeutet, gleich wieder fallen lässt oder gar nicht erst schreibt. Und zwar, obwohl er es trotz Zensur könnte.
Mandelas „Briefe aus dem Gefängnis“, soeben im Beck Verlag erschienen, sind private Briefe. Politisches hätte das Gefängnis nicht verlassen. Doch auch so wusste Mandela nie, welcher Brief tatsächlich die Zensur passieren würde. Er schrieb umso beharrlicher: und zwar nicht, um vom Gefängnis zu erzählen, sondern um ihm zu entfliehen. Nicht wissend, ob er jemals wieder ein Familienleben führen würde, suchte er die Fernbeziehung. Dass man seinen Briefen als Leser ergriffen folgt, hat viel damit zu tun, dass ihr Kontext ausführlich erzählt und nicht nur in Fußnoten gepackt wird.