Frankreich: Macrons prügelnder Leibwächter kommt in Bedrängnis

REUTERS/Philippe Wojazer/Pool
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Drei Polizisten sollen einem Leibwächter des französischen Präsidenten, der auf Demonstranten einprügelte, illegal Videomaterial besorgt haben. Macron steht in der Affäre unter Druck.

Im Zusammenhang mit der Prügelattacke eines Sicherheitsmitarbeiters des französischen Präsidialamts auf Demonstranten sind drei Polizisten in Gewahrsam genommen worden. Ihnen werde vorgeworfen, dem beschuldigten Alexandre Benalla illegalerweise Videomaterial beschafft zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Samstag mit. Innenminister Gerard Collomb soll am Montag im Parlament zu der Angelegenheit angehört werden.

Der Skandal war in dieser Woche mit der Veröffentlichung mehrerer Videos durch die Zeitung "Le Monde" ins Rollen gekommen. Darauf ist zu sehen, wie Benalla heftig auf Teilnehmer der Kundgebung zum 1. Mai in Paris einprügelt. Er trug dabei einen Polizeihelm, obwohl er kein Polizist ist.

Am Freitag nahm die Polizei den Mann in Gewahrsam, am Samstagmorgen durchsuchte sie seine Wohnung. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, als öffentlicher Amtsträger Gewalt angewendet und sich als Polizist ausgegeben zu haben.

Zudem soll er sich von den drei zunächst suspendierten und nun festgenommenen Beamten der Pariser Polizei Videomaterial von Überwachungskameras der Stadt beschafft haben. Nach Angaben der Polizeipräfektur wurden Videoüberwachungsbilder "am Abend des 18. Juli zu Unrecht an Dritte weitergegeben" - zu dem Zeitpunkt, an dem "Le Monde" den Vorfall aufdeckte.

Frankreichs Innenminister im Parlament befragt

Innenminister Collomb hatte das Verhalten der drei Polizisten am Freitag bereits scharf verurteilt. Am Montag soll er in einem Ausschuss der Nationalversammlung befragt werden. Die Anhörung werde öffentlich sein und übertragen werden, kündigte die Präsidentin der Nationalversammlung, Yael Braun-Pivet, an. Abgeordnete der Opposition forderten Collombs Rücktritt, sollte er frühzeitig von dem Vorfall gewusst und nichts unternommen haben.

Im Präsidialamt war die Prügelattacke bereits am Tag nach der Demonstration bekannt geworden. Benalla wurde nach Angaben der Präsidentschaft im Mai für zwei Wochen ohne Bezahlung suspendiert und in die Verwaltung versetzt. Wer genau von dem Vorfall wusste, blieb jedoch zunächst unklar. Auch soll Benalla seitdem wieder im Einsatz gewesen sein.

Präsident Emmanuel Macron steht in der Angelegenheit enorm unter Druck, hat sich bisher jedoch nicht geäußert. Bei seinem Amtsantritt hatte er angekündigt, Moral und Transparenz in Frankreichs Politik zurückzubringen.

(APA/AFP)

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