Sechs Festnahmen nach Attentatsversuch auf venezolanischen Machthaber

APA/AFP/JUAN BARRETO
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Einer der als "Terroristen" bezeichneten Verdächtigen werde beschuldigt, bereits in einen Anschlag auf eine Militärbasis im Jahr 2017 verwickelt gewesen zu sein, teilte Innenminister Nestor Reverol am Sonntag mit.

In Venezuela sind nach dem vermeintlichen Anschlag auf Machthaber Nicolás Maduro nach Behördenangaben sechs Verdächtige festgenommen worden. Dabei seien auch Fahrzeuge beschlagnahmt worden, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur AVN Innenminister Néstor Reverol in Caracas. Für Montag wurden weitere Details der Ermittlungen angekündigt.

Nach Regierungsangaben war Maduro am Samstag Ziel eines Bombenanschlags gewesen, der mit Drohnen während einer Militärparade verübt wurde. Das Staatsfernsehen hatte den Moment übertragen, in dem eine Explosion zu hören war, während Maduro eine Rede hielt.

Der Staatschef blieb unverletzt. Sechs Nationalgardisten erlitten nach offiziellen Angaben teils schwere Verletzungen. Direkt nach dem Zwischenfall waren allerdings Zweifel an der offiziellen Attentatsversion aufgekommen. Vor allem Aussagen von Feuerwehrleuten nährten den Verdacht, dass es sich lediglich um einen Unfall mit einem Gastank in einem nahen Gebäude gehandelt haben könnte.

Bei dem Attentat seien zwei Drohnen benutzt worden, die jeweils mit einem Kilogramm des Sprengstoffes C-4 beladen gewesen seien, sagte dagegen Reverol. "Die Ladung kann Schäden in einem Radius von 50 Metern verursachen", erklärte er. Einer der Festgenommenen sei 2017 in einen Angriff auf eine Militärbasis involviert. Ein weiterer sei 2014 nach Protesten gegen die Regierung in Haft gewesen.

Maduro beschuldigt Kolumbiens Präsidenten

Maduro bezichtigte den scheidenden kolumbianischen Präsidenten, Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, der Urheberschaft. "Ich hege keine Zweifel, dass dahinter "ultrarechte Kreise in Venezuela gemeinsam mit ultrarechten Kräften Kolumbiens und Juan Manuel Santos stecken", sagte der autoritär regierende Sozialist.

Weitere Hintermänner sah Maduro in den USA. Der US-Sicherheitsberater John Bolton dementierte eine Beteiligung Washingtons. Auch die Regierung in Bogotá widersprach vehement.

Kritiker befürchten, dass der Vorfall nun zur Verschärfung der Repressionen genutzt wird. Er fürchte, dass die Maßnahmen der Regierung "die Tür zu Verfolgung" öffneten, erklärte der frühere Regierungsanhänger und heutige Chef der Oppositionspartei Frente Amplio, Nicmer Evans, am Sonntag. "Wir warnen davor, dass dieses konfuse Ereignis als Ausrede genutzt werden kann, um das verfassungsmäßige Recht des Volkes auf Protest abzuschaffen", schrieb das Oppositionsbündnis weiter. Mit ihrer Reaktion wolle die Regierung zudem von der akuten Krise in dem Land ablenken.

Inflation von einer Million Prozent befürchtet

Venezuela leidet seit langem unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise; internationale Organisationen warnen vor einer humanitären Notlage. Das Land mit den größten Ölreserven der Welt kämpft mit einer Hyperinflation, das heißt, die Preise steigen explosionsartig und das Geld verliert rasant an Wert.

Zuletzt prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr eine Inflationsrate von einer Million Prozent. Die Wirtschaftsleistung könnte zudem um 18 Prozent einbrechen.

Kritiker werfen Maduro vor, er wolle eine Diktatur errichten. Im Mai ließ sich der Sozialist für eine weitere fünfjährige Amtszeit bei einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigen.

(APA/Reuters)

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