Vor seinem Besuch bei Merkel in Schloss Meseberg will Russlands Staatschef der Außenministerin am Samstag in der Steiermark persönlich gratulieren. Aus Kiew gibt es scharfe Kritik.
Wien. Außenministerin Karin Kneissl erwartet zu ihrer Hochzeit am Samstag einen besonderen Gast: den russischen Präsidenten, Wladimir Putin. Der Kreml bestätigte am Mittwochnachmittag, was „Die Presse“ zuvor bereits erfahren hatte: Putin plane, an der Hochzeit von Kneissl mit dem steirischen Unternehmer Wolfgang Meilinger in der Steiermark teilzunehmen, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Kneissl und Putin verbindet keine Freundschaft. Die Außenministerin hatte den Präsidenten bei ihrer letzten Begegnung bei dessen Wien-Besuch im Juni persönlich eingeladen, wie es gegenüber der „Presse“ hieß – und der Kreml-Chef habe zugesagt. „Wir werden vorbeischauen und gratulieren“, kommentierte der Kreml-Berater Juri Uschakow am Mittwoch die Meldungen. Auch die „Kronen Zeitung“ hatte über den Besuch berichtet.
Putin wird am Samstag in Österreich eintreffen, bevor er am späten Nachmittag nach Deutschland weiterreist. Im Schloss Meseberg nördlich von Berlin wird er am Abend die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, treffen. Bei den Gesprächen soll es unter anderem um den Bürgerkrieg in Syrien, den Ukraine-Konflikt und Energiefragen gehen. Ob Putin bei seinem Kurzbesuch weitere Termine in Österreich wahrnimmt, blieb zunächst offen.
Auch der Bundeskanzler zu Gast
Zu der Hochzeit der 53-jährigen Außenministerin haben sich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) angesagt. Insgesamt werden nach „Presse“–Informationen zwischen 100 und 150 Gäste erwartet. Neben Putin wird demnach kein anderer hochrangiger ausländischer Hochzeitsgast erwartet. Die Trauung findet an einem Ort in den steirischen Weinbergen statt – wo genau, wurde nicht mitgeteilt. Zunächst hatte es geheißen, das Paar werde im Schloss Gamlitz heiraten. Nach Berichten, dass Kneissls und Meilingers Hochzeit in Gamlitz mit jener eines anderen Paares kollidieren würde, ließ die Ministerin wissen, dass man den Hochzeitsort verlegen werde. Kneissl wolle „keine Sonderstellung bei privater Feier“, hieß es. Kneissl selbst erklärte, die Steiermark habe „glücklicherweise viele stimmungsvolle Orte, um den schönsten Tag im Leben feiern zu können“.
Ein herzliches Verhältnis
Die Außenministerin hatte Moskau im April besucht, in Begleitung ihrer Russland-Sonderbeauftragten Margot Klestil-Löffler. Mit ihrem verstorbenen Ehemann, dem früheren Bundespräsidenten Thomas Klestil, hatte diese lange ein sehr herzliches Verhältnis zum russischen Präsidenten gepflegt.
Im Februar 2004 schenkte Putin dem Ehepaar Klestil zwei Welpen seiner Labrador-Hündin Konni, und wenige Monate später erwies Russlands Präsident seinem verstorbenen Amtskollegen Klestil in Wien die letzte Ehre. Die Karrierediplomatin Klestil-Löffler war nach ihrer Zeit als First Lady auch mehrere Jahre Österreichs Botschafterin in Moskau.
Bei Kneissls Moskau-Besuch hatte es Spekulationen über ein Treffen mit Putin gegeben, doch wurden diese von der Außenministerin dementiert. Die Visite war von Irritationen über Vermittlungsbemühungen Österreichs im Syrien-Konflikt überschattet, nachdem Kneissls russischer Kollege, Sergej Lawrow, festgestellt hatte, dass er keine Vermittlerrolle Wiens zwischen Russland und dem Westen sehe. Kneissl fühlte sich missverstanden und betonte, dass sie bei der Visite „alle Ziele erreicht“ habe. (cu/red./APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2018)